WBCD: „Deine Heldenreise“ – die kreativen Köpfe dahinter
Köln International School of Design (KISD) und DKMS entwickeln gemeinsam Ausstellung
Am 28. Mai ist der World Blood Cancer Day (WBCD), der internationale Aktionstag im Kampf gegen Blutkrebs. Die DKMS stellt dazu auch in diesem Jahr Aufklärung und Information in den Mittelpunkt ihrer Aktivitäten. Die gemeinnützige Organisation möchte insbesondere junge Menschen nachhaltig an das lebenswichtige Thema Blutkrebs und Stammzellspende heranführen – und so künftig noch mehr Lebenschancen für betroffene Patientinnen und Patienten ermöglichen. Unter dem Titel „Deine Heldenreise“ plant die DKMS dazu erstmals eine interaktive Ausstellung. Konzeption und Kreation erfolgten in Zusammenarbeit mit Studierenden der Köln International School of Design (KISD) unter der Leitung von Prof. Wolfgang Laubersheimer. Das DKMS-Redaktionsteam hat den renommierte Designprofessor und einige der Studierenden zum Hintergrundtalk getroffen.
In monatelanger Teamarbeit haben engagierte Studierende der Köln International School of Design (KISD), angeleitet von Prof. Wolfgang Laubersheimer, ein ganz besonderes Projekt für die DKMS konzipiert – „Deine Heldenreise“. Eigentlich sollte die interaktive Ausstellung, bei der Interessierte auf eine ganz besondere Heldenreise gehen können bereits vom 26. Mai bis zum 07. Juni 2020 in Köln stattfinden – was aufgrund der Coronakrise leider nicht möglich war. Daher startet die Heldenreise im ersten Schritt online unter worldbloodcancerday.org und bietet vor allem für die junge Zielgruppe die Möglichkeit, sich virtuell über die Arbeit im Kampf gegen Blutkrebs zu informieren, sich für sich in der Datei zu registrieren und über ihre Sozialen Netzwerke die Botschaft zu teilen.
Lieber Prof Laubersheimer, vielen Dank, dass Sie gemeinsam mit den Studierenden uns die Ausstellung „Deine Heldenreise“ entwickelt haben. Was war der Grund für Sie und die KISD, die Ausstellung als Projekt mit in den Lehrplan aufzunehmen?
Ich kenne einige Menschen bei der DKMS und natürlich kenne ich wie jeder Mensch in Köln oder generell wie die meisten Menschen in Deutschland die DKMS sehr gut. Irgendwann im letzten Jahr ist die DKMS an mich herangetreten und hat gefragt: „Lieber Herr Laubersheimer haben Sie und die KISD nicht Lust, eine Ausstellung zum World Blood Cancer Day für die DKMS zu gestalten?“ Ich habe dann einige Studierende gefragt – die auch total begeistert waren. Deshalb haben wir das in den Lehrplan aufgenommen und haben ein – so heißt das bei uns – langfristiges Projekt daraus gemacht.
Die Studierenden haben sich innerhalb dieses Projekts intensiv mit den Themen Blutkrebs und Stammzellspende auseinandergesetzt. Worin lag die besondere Herausforderung, dies in einer Ausstellung darzustellen?
Blutkrebs ist natürlich ein schwieriges Thema; teilweise emotional belastet. Aber die DKMS hat da eine sehr gute Antwort darauf und wir haben uns bei der Gestaltung der Ausstellung sehr mit der DKMS auseinandergesetzt und die verschiedenen Ebenen, auf denen man aktiv werden kann und muss, angeschaut und gestaltet. Wir haben versucht, die unendlich vielen Inhalte in die einzelnen Ausstellungsbereiche zu transportieren. Dieses Thema ist ja durch die DKMS erst in die Köpfe der Menschen gekommen. Das ist ein Riesenverdienst.
Mal eine Frage in die Runde an die Studierenden. Warum habt ihr euch für das Projekt angemeldet?
Arthur Grantin-Rohkst: Ich habe mich eingetragen, weil ich das Thema sehr interessant finde und es wichtig ist, Bewusstsein dafür zu schaffen. Und eine Ausstellung zu konzipieren ist natürlich auch ein spannendes Projekt. Das war mein Hauptanliegen.
Henrike Hof: Ich habe mich für das Projekt gemeldet, weil ich mich während der Schulzeit schon viel mit der DKMS beschäftigt habe und grob wusste, worum es geht. Und für mich im ersten Semester war es auch toll, mit so etwas Großem anzufangen. Und die Vorstellung, dass unsere Ideen tatsächlich umgesetzt, war ein enormer Antrieb für uns. Dass das realisiert wird und man da am Ende durchlaufen kann, war sehr spannend zu sehen.
Erklärt bitte das Gesamtkonzept. Wie baut sich die Ausstellung auf, welche Fragen werden beantwortet und was ist das Ziel?
Tamara Zgraggen: Wir haben die Ausstellung so konzipiert, dass man zu Beginn in den Eingangsbereich und von da aus in den ersten Raum – den Spiegelraum – kommt. In diesem Raum erzählen wir, was ist Blutkrebs überhaupt und welche Zellarten gibt es. Wir haben den Raum so konzipiert, dass man sich in der Laufbahn durch verspiegelte Wände wiederfindet. Die Wände sind mit verschiedenen Zellen gestaltet, sodass man das Gefühl von Endlosigkeit der Blutbahnen bekommt. Im nächsten Raum wollen wir die Message senden: Es kann leider jeden treffen. Um Aufmerksamkeit zu schaffen, haben wir Platten auf den Boden gelegt, die leuchten. Die werden teilweise rot – und die roten Platten sind dann quasi von Blutkrebs befallen, um zu zeigen: du hast nicht unbedingt Einfluss darauf.
Das klingt wirklich spannend – wie geht es dann weiter?
Tamara Zgraggen: Im nächsten Raum haben wir eine Virtual-Reality-Station, denn die DKMS hat ein VR-Spiel entwickelt, in dem erklärt wird, was Blutkrebs überhaupt ist und man quasi in die Blutbahn geschickt wird und dann Blutkrebs aktiv bekämpfen kann. Im nächsten Raum – dem Spenderraum – zeigen wir, welche Entnahmearten es gibt.
Als letzte Station, bevor es zur Registrierung und zur DKMS zurückgeht, haben wir ein Labyrinth vorbereitet. In dem geht es um die Suche nach dem „genetischen Zwilling“, weil man nur an den spenden kann. Wenn man diesen Raum verlässt, läuft man auf eine Weltkarte zu, wo wir visualisieren möchten: wohin hat die DKMS schon alles gespendet und welche Standorte hat die DKMS. Das zeigt, welche Vernetzungen es bisher gibt.
Worauf habt Ihr besonders Wert gelegt, um vor allem junge Menschen mit Eurer Ausstellung anzusprechen? Gibt es ein besonderes Highlight?
Henrike Hof: Es ist total wichtig, besonders an junge Menschen früh heranzugehen. Gerade weil das eine Krankheit ist, die – wie man auch in der Ausstellung lernt – jederzeit, jeden treffen kann. Und man steht ja auch nicht immer selbst im Fokus. Es kann auch jeden im Familien- oder Freundeskreis treffen. Deswegen ist es immer gut, präventiv über sowas zu lernen und sich damit auseinanderzusetzen.
Tamara Zgraggen: Da es für eine junge Zielgruppe ist, haben wir uns überlegt, dass wir den Apheresestuhl – angelehnt an die Serie Game of Thrones – mit Stäbchen hinterlegen. Auf dem Cover der Serie sieht man einen Thron mit Schwertern im Hintergrund. Wir wollten das als Analogie für den Apheresestuhl nehmen, weil man sich da sozusagen auch auf einen Thron setzt. Den wollten wir noch modifizieren und zeigen, dass man auch die Rolle eines Spenders einnehmen kann. Gleichzeitig kann man noch ein schönes Bild von sich machen und zeigen kann: Hey, ich bin jetzt in dieser Ausstellung, kommt auch hierhin. Das ist eine gute Sache.
Frederike Reichert: Ich denke, wir alle haben während des DKMS Projektes sehr viel zu dem Thema dazu gelernt. Und ob wir das dann durch die Ausstellung repräsentieren können, was wir uns dabei gedacht aber auch dabei gelernt haben. Und die Menschen, die diese Ausstellung besuchen, diese hoffentlich mit mehr Wissen verlassen – und einer Registrierung.
Hat Euch das Projekt auch persönlich bewegt?
Alexandra Lübke: Wir haben uns in den ersten Wochen natürlich wahnsinnig intensiv mit dem Thema beschäftigt und ich persönlich wusste gar nicht, was Blutkrebs tatsächlich ist und was bei der Registrierung gemacht wird. Auch wenn man schon mal von der DKMS und dem Thema gehört hat. Deshalb war es für mich persönlich sehr interessant, sich damit zu beschäftigen. Und ich finde es sehr cool, wenn wir andere damit auch aufklären können.
Arthur Grantin-Rohkst: Ich bin leider in der Familie direkt betroffen, weil mein Cousin erkrankt war und ich ihn an Blutkrebs verloren habe. Deshalb ist mir das Thema sehr wichtig. Unser Ziel ist es ja, dass die große Bevölkerung, die jungen Leute, sich auch mehr mit dem Thema auseinandersetzen. Das ist eigentlich das Wichtige.
Professor Laubersheimer, sind Sie stolz auf das Ergebnis?
Ich würde nicht sagen, dass ich stolz bin. Denn als Professor hat man einfach Glück. Man hat junge Studierende, die großartige Arbeit leisten und man bekommt dafür den Lohn. Und ich gebe das natürlich immer an die Studierenden zurück. Das haben sie gemacht – und zwar großartig. Und es ist unterschiedlich je Studiengang. Unser Projektstudiengang lässt unterschiedliche Ergebnisse zu. Dieses Mal war es ein großes Vergnügen, mit den Studierenden zu arbeiten. Und sie haben die Komplexität, des DKMS-Themas sehr gut erkannt und ich hätte das nicht so umsetzen können, wie die das geschafft haben.
Ein entscheidender anderer Faktor wird noch sein, wie sehr die Ausstellung in den Sozialen Medien verbreitet und diskutiert wird. Die Ausstellung ist das eine aber die Verbreitung in Sozialen Medien ist das andere und das muss gelingen. Und das wird uns auch gelingen. Das ist der zweite Teil der Aufgabe.
Herzlichen Dank für das Gespräch!