Reise fürs Leben: So kommt das Transplantat zum Patienten
Vom Entnahmezentrum in Deutschland bis in die USA – dabei stets sicher betreut und schnellstmöglich unterwegs
Blutkrebs kennt keine Coronapause und Patient:innen weltweit warten auf Lebenschancen. Damit die ersehnten Stammzelltransplantate vom Entnahmezentrum bis in die Transplantationsklinik gelangen, sind Onboard Kuriere im Einsatz – in „normalen Zeiten“ sind sie für den gesamten Transport verantwortlich, der im Hintergrund von der DKMS mit erfahrenen Kurierunternehmen organisiert wird. Aktuell geht die DKMS gemeinsam mit ihren Partner:innen neue Wege, um Menschenleben zu retten. Das DKMS-Redaktionsteam hat ein Transplantat auf seinem Weg in die USA begleitet.
Eigentlich arbeitet der 56-jährige Lucky für die time:matters Courier Terminals GmbH am Frankfurter Flughafen. Als er vor einigen Jahren von der Möglichkeit hörte, zusätzlich auch ehrenamtlich als Onboard-Kurier zu arbeiten, zögerte der Kelkheimer nicht lange und ist seither im Einsatz für die gute Sache.
Auch an einem Tag im Sommer 2020 ist der gebürtige Niederländer unterwegs und erreicht die time:matters Zentrale in Neu-Isenburg gegen Mittag, wo das Stammzellenteam von time:matters angesiedelt ist. Mit dabei und fest im Griff hat er eine Transporttasche, in der sich ein gekühltes Stammzelltransplantat befindet. „Wir hüten die Tasche wie einen Augapfel“, sagt er. „Bis zur Abgabe am Zielort steht man unter Anspannung.“ Dieses Transplantat hat er kurz zuvor in einem deutschen Entnahmezentrum entgegengenommen. Normalerweise würde er dieses nun auf direktem Weg weiter bis in die Klinik des Patienten oder der Patientin bringen – ohne den Umweg nach Neu-Isenburg. „Eigentlich beginnt hier mein Auftrag mit dem ersten Briefing und endet dann wieder mit der Abgabe der leeren Transportasche“, so Lucky.
Der klassische Transport ist eigentlich so, dass ein Kurier eine Sendung persönlich in einer Entnahmeklinik abholt und diese wiederum am Zielort an ein Transplantationszentrum übergibt. Das heißt also einen direkten Transport begleitet durch einen für diese Aufgabe speziell geschulten Stammzellkurier. Dieser erhält vom Team in einem sogenannten Briefing für den Auftrag – wir nennen das „Mission“ alle erforderlichen Informationen, die Transportkühltasche und die Dokumentenmappe“, erklärt Marco Dehler, Leiter der Abteilung StemCell. „Sobald der Kurier seinen Auftrag beginnt, übermittelt er über eine spezielle APP seine jeweiligen Standorte und ist darüber hinaus auch für die gesamte Dokumentation zuständig. Das Ganze wird von uns in Abstimmung mit der DKMS organisiert aber letztendlich vom Kurier durchgeführt.“
Eine große Herausforderung stellte der Ausbruch von Corona dar. „Es war klar, dass man neue Wege finden musste, das Produkt von A nach B zu befördern – gerade auf dem Luftweg. Als Tochterunternehmen der Lufthansa Cargo haben wir in enger Zusammenarbeit mit den dortigen Kolleginnen und Kollegen einen Prozess entwickelt, der den Transport lebensrettender Stammzellen innerhalb des Flugnetzwerkes dieser reinen Frachtflüge ermöglicht. Durch COVID-19 sind ja Passagierflüge praktisch vollständig zum Erliegen gekommen.“
Damit das Transplantat seinen weiteren Weg nehmen kann, übergibt Lucky derweil die Transportkühltasche an eine Mitarbeiterin, die gemeinsam mit ihm die lebensrettenden Stammzellen in eine spezielle Einwegtransportbox umpackt und die mitgeführten Unterlagen überprüft. Danach ist Luckys Kurierjob vorbei – die Transportbox wird nun von einem weiteren Mitarbeiter übernommen und an den Frankfurter Flughafen gebracht, zunächst an das time:matters Courier Terminal.
Sicherheit ist überall oberstes Gebot: Sowohl dort in der Zentrale, als auch am time:matters Courier Terminal werden alle Hygienemaßnahmen, wie etwas Tragen einer Maske, Nutzen von Desinfektionsmitteln, Registrieren am Empfang sowie akribisches Einhalten von Abstandsregeln, um Mitarbeiter:innen, Kurier:innen und Besucher:innen zu schützen.
Am Terminal wird das Transplantat für den Export abgefertigt und verzollt. Mit einem speziellen Kurierfahrzeug geht es weiter bis an eine Frachtmaschine der Lufthansa Cargo, dort wird die Box von der Crew entgegengenommen. Heute erwartet Flugkapitän Andreas Quirini die lebensrettende Fracht. „Es ist schon eine tolle Sache, wenn man weiß, dass man Menschen helfen kann“, sagt der 54-jährige gebürtige Kölner, der die Maschine kurz darauf in Richtung USA fliegt.
Quirini und sein Team händigen die Box am Zielflughafen an Fachkräfte aus, die für den Weitertransport in die Transplantationsklinik zuständig sind – hier übernehmen weitere enge und wichtige Partner der DKMS: das amerikanische Register National Marrow Donor Program (NMDP) und die Ontime Onboard Courier GmbH, die dafür sorgen, dass die Box schnellstmöglich und auf dem sichersten Weg in die Transplantationsklinik gelangt – so auch an diesem Tag.
Auf diese Weise wurden seither mehr als 700 Lebenschancen zu Patientinnen und Patienten in Not gebracht.
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