Das größte Erlebnis seines Lebens
„Meine Spende war ein Klacks, und ich würde es jederzeit wieder tun“
Mit seiner Stammzellspende schenkte der Nürtinger Maurizio di Prospero (49) der US-Amerikanerin Kerri Mullan (33) aus Scotch Plains in New Jersey eine neue Lebenschance. Gemeinsam feierten sie kürzlich Kerris 33. Geburtstag.
Aber von vorne: 2006 ließ sich Maurizio di Prospero über seinen Arbeitgeber Mercedes Benz in die DKMS aufnehmen. Ein Kollege war erkrankt. Für Maurizio war klar, dass er helfen wird, wenn er gebraucht wird. Nur zwei Jahre später erhält der Industriemechaniker eine Anfrage von der DKMS. Er wird gebeten Blut abzugeben, um zu schauen, wie gut seine Gewebemerkmale passen. Aufgeregt aber super glücklich, vielleicht einer erkrankten Person helfen zu dürfen, tauscht er sich mit einem Kollegen aus, der bereits gespendet hat. Hier ist Maurizios Nachname übrigens Programm, denn di Prospero kann man mit „glücklich“, „erfolgreich“ übersetzen.
Nach nur wenigen Wochen steht fest, Maurizio passt am besten. Im Juli 2008 kann er ambulant in Dresden seine Stammzellen abgeben. Die Vorbereitung auf die Spende und die Spende an sich beschreibt er als „Klacks“.
Drei Tage nach seiner Spende erfährt er, dass eine 16-jährige Amerikanerin seine Zellen erhalten hat. Im Oktober 2008, am Geburtstag seines Sohnes Damiano, erhält er eine Postkarte aus den USA. Mit „Thank you“ bedanken sich Kerris Eltern Kathy und Kevin bei ihm für seine Spende. Wenn Maurizio daran zurückdenkt, bewegt ihn das immer noch sehr. „Ich musste da erst einmal ein paar Tränchen verdrücken“, sagt er. Es entsteht ein anonymer, reger Kontakt mit Kerris Eltern.
Im August 2010 stimmt er dem Adressaustausch zu. Familie Mullan und er schreiben sich weiterhin, jetzt auch mit Kerri, der es mittlerweile wieder gut geht, und sie tauschen Fotos aus.
Der Wunsch, sich vielleicht auch einmal persönlich zu treffen, wächst auf beiden Seiten. Deshalb schenkt Silvana (50), Maurizios Frau, ihm zum 40. Geburtstag 2015 eine Reise nach New York. Sie möchten ohnehin die Stadt, die niemals schläft einmal erkunden.
Leider nur für einen Tag, aber sieben Jahre nach der Spende treffen sich Maurizio und Kerri in Manhattan persönlich und verbringen ein paar Stunden zusammen. „Das war so unfassbar schön, Kerri in die Arme nehmen zu können und zu sehen, dass sie eine gesunde, junge Frau ist“, sagt Maurizio.
September 2024: Anlässlich des 50. Geburtstages von Maurizios Frau Silvana machen sich die beiden erneut auf nach New York. Diesmal mit ein wenig mehr Zeit für Kerri und ihre Eltern. Kerris Familie hat ein Ferienhaus am Strand, in Long Beach Island.
Insgesamt vier Tage verbringen sie mit Kerri auf Long Beach Island, feiern Geburtstag und lernen sich noch besser kennen.
Seine Spende begleitet Maurizio auch in Italien
Im Hinblick auf Kerris Wohnort gibt es übrigens eine Schicksalsbegebenheit: Maurizios‘ Familie stammt aus Italien, aus dem kleinen Dorf Montazzoli in den Abruzzen. Als er im Sommer 2023 nach längerer Zeit einmal wieder da ist, traut er seinen Augen nicht. Auf dem Ortseingangsschild von Montazzoli liest er, dass der Ort jetzt Partnerstadt von Scotch Plains, Kerris Heimatstadt ist. Wieder ein ganz besonderer, emotionaler Moment für Maurizio, der ihn immer wieder spüren lässt, wie stark die Verbindung zu Kerri und ihren Eltern für ihn und seine Familie geworden ist. Neben der Hochzeit mit Silvana und der Geburt seiner Kinder Alessia und Damiano, sei die Stammzellspende die beste Entscheidung seines Lebens gewesen, sagt er.
„Die Tage in New York waren wirklich atemberaubend und wunderschön, aber die Tage, die ich mit Kerri und ihrer Familie auf Long Beach Island verbracht habe, dafür gibt es einfach keine Worte, um meine Emotionen und Gefühle annähernd zu beschreiben. Es war mit Abstand das größte Erlebnis in meinem Leben und es gibt eigentlich nichts, was in Zukunft noch passieren kann, um diese Tage und Momente zu toppen. Ich habe jeden Moment mit Kerri genossen und mit ihr und ihren Eltern das fehlende Puzzleteil meiner Familie gefunden“, schwärmt Maurizio, als er wieder zurück in Deutschland ist.
Auch für Kerri und ihre Eltern war die Zeit mit Maurizio und seiner Frau ein einzigartiges Erlebnis. Genau wie Maurizio, ist es Kerri ebenso eine Herzensangelegenheit mit ihrer Geschichte die Menschen auf unser überlebesnwichtiges Thema aufmerksam zu machen.
“I’m very blessed to be able to have this story to hopefully get more people to sign up to be a donor. Im thankful for DKMS too very much!” sagt Kerri.
Wer noch nicht registriert ist, kann dies jederzeit unter www.dkms.de erledigen. Und es so vielleicht eines Tages Maurizio nachtun und ein Leben retten.