Ein Leben für Kerim
Eine unvergessliche Woche in Antalya und eine neue Familie
„Es kann jeden treffen und du wärst ja auch dankbar, wenn jemand da ist, der hilft,“ sagt Spenderin Nina Scardamaglia (32) aus Merzig im Saarland. Die Diätassistentin schenkte 2014 mit ihrer Knochenmarkspende einem Jungen in der Türkei eine zweite Lebenschance. Zehn Jahre später reiste Nina nach Antalya und besuchte Kerim, der heute 14 Jahre alt ist.
Nina Scardamaglia ließ sich bereits mit 19 Jahren als Spenderin in die DKMS aufnehmen. Anlass war eine erkrankte Person in ihrem Heimatort Merzig. „Wir sind ein kleiner Ort. Wenn jemand Hilfe benötigt, ist man am Start“, sagt sie.
Knapp vier Jahre später ist Nina wieder am Start, als sie tatsächlich als Spenderin in Frage kommt. Auch als sie gefragt wird, die Stammzellen per OP aus dem Beckenkamm zu spenden, ist sie weiterhin bereit dazu. Natürlich informiert sie sich vorab sehr genau über den Ablauf der Spende.
„Auch wenn das die bisher erste und letzte Operation in meinem Leben war, habe ich die Knochenmarkspende bis heute keine Sekunde bereut oder daran gezweifelt. Nach der OP hatte ich ein bisschen Kreislaufprobleme, aber ansonsten keinerlei Einschränkungen“, sagt sie. Als sie damals noch im Krankenhaus erfährt, dass ihre Spende an ein kleines Kind in die Türkei geht, berührt sie das emotional sehr.
Nach einem regen anonymen Briefaustausch mit der Familie stimmt Nina nach zwei Jahren dem Adressaustausch zu. Es folgen WhatsApp Nachrichten und erste Videochats. Dank digitaler Übersetzungsprogramme schaffen sie es recht gut, sich auszutauschen. Immer wieder laden Kerims Eltern Emine und Mehmet Nina ein.
Im Sommer 2024 reist Nina schließlich mit ihren Eltern Irmgard Lion-Scardamaglia, Francesco Scardamaglia und ihrem Partner Marcel Lorang für eine Woche nach Antalya. Bereits am Flughafen wartet Kerim mit seinen Geschwistern und den Eltern auf Nina. Sie schließen sich herzlich in die Arme und eine unvergessliche Woche beginnt.
„Wir durften ganz tief in die Kultur blicken, wurden bekocht, beschenkt, haben viele Ausflüge gemacht, waren auf türkischen Märkten. Es hat sich ganz schnell nach Familie angefühlt und wir haben jeden Tag eine unfassbare Dankbarkeit gespürt“, sagt Nina.
Kerim ist heute 14 Jahre alt. Durch die Jahre langen Therapien und deren Folgen ist sein Körper sehr geschwächt und er hat viele Einschränkungen. Zur Schule gehen kann er leider nicht. Aber er lebt und kann mit seinen Eltern und seinen vier Geschwistern Hayrun Nisa (13), Emrullah (12), Ravzanur (8) und Muhammed (5) zusammen sein. „Kerim lag lange auf der Intensivstation und wir mussten um sein Leben kämpfen. Leider kam von seinen Geschwistern keiner als Spender in Frage. Durch dich lebt er. Möge Allah dich immer beschützen“, sagen Emine und Mehmet, die immer wieder betonen, wie dankbar sie dafür sind. „Du bist eine Schwester von uns, du gehörst zur Familie.“
Ein baldiges Wiedersehen wünschen sich alle. Nina würde sich freuen, Kerim und seiner Familie auch ihre Heimat einmal zu zeigen.
„Kerim und ich haben viel zusammen gespielt. Ich kann einfach jeden nur dazu ermutigen, sich mit der Registrierung und der Stammzellspende auseinanderzusetzen, sich zu informieren. In den meisten Fällen ist die Spende sogar ambulant. Man hat nichts zu verlieren, vielmehr gewinnt man eine Familie hinzu.“
Registrierungen sind jederzeit möglich unter www.dkms.de.