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29. August 2023, News in Spender & Patienten

Ohne Christina wäre ich vielleicht einfach nicht mehr da

In Bielefeld trafen zwei Frauen mit einer ganz besonderen Verbindung aufeinander

Als sich kürzlich zwei Frauen in einem Bielefelder Café fest in die Arme schließen, ahnt keiner der anderen Gäste, um was für einen besonderen Moment es sich handelt. Kati Lipka, geheilte Blutkrebspatientin aus dem niedersächsischen Celle, traf die Person, der sie ihr Leben verdankt: ihre Stammzellspenderin Christina Schmerling. „Ohne Christina wäre ich vielleicht einfach nicht mehr da“, sagt die 49-Jährige.

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    Christina bei ihrer Stammzellspende

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    Kati im Krankenhaus

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„Mir schlug das Herz bis zum Hals“, erzählt Christina, die in Ochtrup bei Rheine lebt, im Gespräch mit der DKMS. „Ich weiß gar nicht, warum. Wir hatten bereits miteinander telefoniert, und Kati ist so entspannt und humorvoll. Sie dann aber vor mir stehen zu haben und festzuhalten, das war ein überwältigendes Glücksgefühl!“ Auch Kati habe Herzklopfen gehabt, gesteht sie. „Ich war viel zu früh vor Ort und musste dann noch eine ganze Weile warten. Als ich Christina sah, hatte ich sofort Tränen in den Augen.“

Rückblick: Im Sommer 2019 soll an Katis Auge eine Stelle weißer Hautkrebs entfernt werden. Im Rahmen der Voruntersuchung sind die Blutwerte auffällig. Kati muss ins Krankenhaus, wo eine Knochenmarkpunktion zeigt: Die damals 45-Jährige leidet an AML, einer akuten myeloischen Leukämie. Ein Riesenschock. „Ich hatte gerade viel abgenommen, war so sportlich wie nie, fühlte mich fit und gesund,“ sagt die Ergotherapeutin. Zwei Tage später beginnt die erste Chemotherapie. Die Medikamente schlagen gut an, Weihnachten 2019 geht es Kati wieder richtig gut.

Zehn Monate später folgt jedoch ein Rezidiv. Eine Stammzelltransplantation ist nun ihre einzige Überlebenschance. Kurz vor Weihnachten 2020 erhält die Mutter einer Tochter im Teenager-Alter die erlösende Nachricht: Eine Spenderin steht bereit. Dass es sich bei ihrem genetischen Zwilling um eine junge Frau aus Deutschland handelt, erfährt Kati allerdings erst nach der Transplantation. Diese junge Frau ist die 20-jährige Christina, die sich schon mit 17 Jahren im Rahmen einer Aktion an ihrer Schule bei der DKMS registriert hatte.

„Der gesamte Prozess der Spende war sehr aufregend“, berichtet Christina, die als Einkäuferin im Konsumgüterbereich arbeitet. „Mein ganzes Umfeld – Familie, Kolleginnen und Kollegen, meine Freunde, einfach alle – standen von der ersten Sekunde an an meiner Seite und haben meiner Empfängerin die Daumen gedrückt. Die Aussicht, vielleicht ein Leben retten zu können, trägt Christina durch die folgenden Wochen. „Die gesamte Weihnachtszeit stand unter diesem Stern – wir machen uns auf den Weg, ein Leben zu retten!“

Zwischen Weihnachten und Neujahr, es ist die Zeit des Corona-Lockdowns in Deutschland, beginnt Christinas ganz besondere Reise. Gemeinsam mit ihrer Mutter fährt sie nach Dresden zur Voruntersuchung. „Es hat sich angefühlt wie eine ganz besondere Mission. Außer uns war niemand unterwegs. Es hatte geschneit, und gefühlt hatten wir die Stadt und das Hotel ganz für uns. In der Klinik wurden wir herzlich empfangen und bestens informiert.“

Wenig später ist der Tag der Spende gekommen. Wieder reisen Christina und ihre Mutter nach Dresden und erfahren anschließend: Christinas Zellen bleiben in Deutschland und schenken einer erwachsenen Frau eine zweite Lebenschance. „Freunde, Bekannte und sogar Kolleginnen und Kollegen haben richtig mitgefiebert, wie es meiner Empfängerin geht“, erzählt Christina. „Es war eine tolle Erfahrung zu sehen, wie viele Menschen an diese fremde Frau gedacht haben. Jedes Mal, wenn es ein Update gab, habe ich dann auch gleich alle informiert.“

Nach Ablauf der zweijährigen Anonymitätsfrist steht für beide Frauen fest: Wir möchten uns kennenlernen. Am liebsten allein und in aller Ruhe. Und so kommt es zu der ganz besonderen Umarmung – und einigen Tränen – in einem Café in der Bielefelder Innenstadt. Einige Stunden lang plaudern die beiden. Kati hat ein zweigeteiltes Herz gemalt, das wie ein Puzzle ein Ganzes ergibt: Links sie, mit Glatze, hüpfend und mit Lachgesicht, weil ihre Empfängerin auf der anderen Seite ihr einen Beutel mit Stammzellen anreicht.

„Wir bleiben aber in Verbindung, oder?“, fragt Christina am Ende des Cafébesuchs. Selbstverständlich, antwortet Kati. Sie möchte gerne ganz bald auch Christinas Eltern kennenlernen – und am liebsten alle Freunde und Bekannte, die so empathisch mitgefiebert hatten auf dem Weg ihrer Genesung. Sie sei wieder zu etwa 80 Prozent ganz die Alte, sagt Kati. Nur gelegentlich sei sie noch etwas erschöpft. Seit mehr als einem Jahr arbeitet sie jedoch bereits wieder und genießt ihr Leben. Dank Christina, ohne die sie vielleicht einfach nicht mehr da wäre.

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