Im DKMS Talk: Schauspieler und Stammzellspender Lukas Sauer
Mit einer Knochenmarkspende gab der 30-jährige Berliner einem Jungen eine Lebenschance
Während seines Studiums ließ sich Lukas Sauer in Stuttgart als potenzieller Spender in die DKMS aufnehmen. Einige Jahre später erhielt er die Nachricht, dass er als Spender in Frage kommt – und der Schauspieler zögerte keine Sekunde, zu helfen. Das DKMS Redaktionsteam hat sich mit Lukas einen Tag vor seiner Knochenmarkentnahme getroffen und mit ihm unter anderem darüber gesprochen, wie er sich vor dem „großen Tag“ fühlt und wie es für ihn war, als er erfahren hat, dass er eine Lebenschance geben kann.
„An meiner Uni wurde eine Registrierungsaktion angeboten. Das fand ich klasse und habe mich damals registriert. Dass ich tatsächlich irgendwann mal als potenzieller Spender in Frage komme, hätte ich niemals für möglich gehalten“, sagt Lukas Sauer. „Es war erstmal überraschend, doch es war sofort klar, dass ich helfen werde.“
Es folgten zunächst Voruntersuchungen sowie ein umfassender medizinischer Check. Die eigentliche Knochenmarkentnahme fand im Juli 2021 in Köln statt. Hierzu ein paar medizinische Facts: In 90 Prozent der Fälle werden aktuell die Stammzellen aus der Blutbahn entnommen. Abhängig von den Bedürfnissen des Patienten oder der Patientin kann es medizinisch notwendig sein, dass dem Spender oder der Spenderin unter Vollnarkose Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen wird. So auch bei dem gebürtigen Heppenheimer Lukas Sauer.
Bei dieser Methode wird der Spender:in unter Vollnarkose mit einer Punktionsnadel ca. ein Liter Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenkamm entnommen. Darin befinden sich rund fünf Prozent des Gesamtknochenmarks, das sich innerhalb weniger Wochen wieder vollständig im Körper regeneriert. Für die Entnahme genügen in der Regel zwei kleine Einschnitte im Bereich des hinteren Beckenknochens. Das Risiko beschränkt sich im Wesentlichen auf die Narkose.
Lieber Lukas, herzlichen Dank, dass Du Dir Zeit für das Interview nimmst. Wie geht es Dir denn?
Ich bin ein bisschen aufgeregt, weil ich morgen Knochenmark spende. Das ist eine Sache, die man, wenn überhaupt, sehr selten im Leben macht. Jetzt Teil des ganzen Programms zu sein ist natürlich spannend. Mir geht es nicht um den Eingriff an sich, es ist mehr das ganze Drumherum, diese neue Erfahrung und nicht zu wissen, wie jetzt die nächsten Tage ablaufen. Es ist eine freudige Anspannung.
Kannst Du Dich an den Moment erinnern, als Du erfahren hast, dass du als Spender in Frage kommst?
Ich habe per E-Mail Bescheid bekommen, dass es ein potenzielles Match gibt und dass ich mich mit der DKMS in Verbindung setzen soll. Das ist schon sehr aufregend, wenn man mitgeteilt bekommt, dass man eventuell ein Menschenleben retten kann.
Wie hast Du Dich gefühlt, als klar war, dass Du tatsächlich spenden wirst?
Es ist ja nicht so, dass man mit diesem Schreiben sofort als Spender autorisiert ist, sondern es folgen dann noch ein paar Schritte. Ich musste erstmal noch einen Bluttest abgeben und einen allgemeinen Gesundheitscheck machen. Erst als alles stimmte wurde ich gefragt: „Machst du das jetzt oder nicht?“
Daran hängt ja nicht nur meine Planung, sondern auch die Planung des Patienten. Der macht sich Hoffnung. Und natürlich ist es auch medizinisch wichtig zu wissen, ob die Spende jetzt stattfindet oder nicht – weil eben eine Chemotherapie eingeleitet wird, damit der Empfänger bereit ist für meine Spende. Als die Entscheidung anstand, habe ich voller Sicherheit sagen können: „Ja ich mach das.“ Für mich war das eine totale Selbstverständlichkeit, dass ich diese Spende antrete.
Wie hat Dein Umfeld reagiert?
Ich habe einen jüngeren Bruder, der sich auch bei der DKMS hat registrieren lassen und der sagte: „Wow, cool, dass du das machst.“
Viele Freunde und auch Familienmitglieder haben gesagt, dass sie stolz auf mich sind. Wobei ich dachte: „Das ist schön, dass ihr stolz seid“ – aber für mich war das nichts, wo man stolz drauf sein muss. Ich sehe es als Selbstverständlichkeit an. Ich kann nichts dafür, dass ich als Spender in Frage komme. Das ist allein meine Genetik, die habe ich von meinen Eltern bekommen. Ich habe dafür nichts geleistet. Und wenn ich damit ein Menschenleben retten kann, ist das für mich selbstverständlich. Vor allem wird mir nichts entnommen, was ich brauche und ich muss auch auf nichts verzichten, wie zum Beispiel bei einer Organspende.
Machst Du Dir Gedanken darüber, für welchen Patienten oder Patientin die Spende gedacht ist?
Natürlich macht man sich vor der Spende Gedanken, wo das Knochenmark im Endeffekt hingehen wird. Aber letztendlich ist es egal, ich bin einfach froh helfen zu können. Aber natürlich bin ich auch gespannt darauf irgendwann mit meinem Empfänger in Kontakt zu treten. Das ist ja schon eine sehr persönliche Verbindung, auf gewisse Art und Weise.
Deswegen freue ich mich in Briefkontakt zu treten, wenn das gewünscht ist. Oder dann auch nach zwei Jahren ein persönliches Treffen zu organisieren. Ich kann sagen: Ich würde es auf jeden Fall liebend gerne wissen.
Bist Du bereits in Deinem Umfeld mit dem Thema Krebs / Blutkrebs in Berührung gekommen?
Das Thema Krebs ist leider sehr präsent, in einigen Familien mehr als in anderen. Aber da gibt es auch noch Unterschiede, weil nicht jeder Krebs so gut behandelbar ist wie der Blutkrebs. Bei mir war es so: In dem Dorf, in dem ich groß geworden bin, gab es ein Mädchen, die hatte die Krankheit und es wurde kein Spender gefunden. Das ist schon dramatisch, nicht nur für die Familie, sondern auch für alle drumherum.
Auf der anderen Seite wurde mein Bruder, derselbe Bruder, der sich bei der DKMS hat typisieren lassen, mal ins Krankenhaus bestellt, weil Verdacht auf Blutkrebs bestand. Das war erstmal ein ordentlicher Schock.
Im Nachhinein hat sich zum Glück rausgestellt, dass das nicht der Fall war. Trotzdem macht das schon was mit einem. In unserem Fall ist es gut ausgegangen und in vielen anderen Fällen kann es auch gut ausgehen, aber das geht eben nur, wenn man einen passenden Spender findet.
Hast Du eine Botschaft, die Dir wichtig ist?
Meldet euch unbedingt bei der DKMS an, denn je mehr potenzielle Spender es gibt, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass geholfen werden kann. Registrieren ist super einfach. Auf www.dkms.de könnt ihr euch ein kostenloses Testset nach Hause schicken lassen. Also anmelden und Leben retten.
Lieber Lukas, ganz herzlichen Dank für das Gespräch!
Lukas hat die Spende gut überstanden und erfuhr einige Tage später, dass sein Knochenmark für ein Kind aus Chile bestimmt war. „Da war ich erst mal sprachlos und sehr gerührt. Ich wünsche ihm alles Gute und hoffe sehr, dass wir uns eines Tages vielleicht sogar persönlich kennen lernen werden“, sagt Lukas. „Die Schmerzen waren auszuhalten und ich würde es jederzeit wieder machen.“
Aktuell ist er auf Theater-Tournee und steht in mehreren Städten gemeinsam mit Schauspielerin Ulrike Frank, ebenfalls langjährige DKMS Unterstützerin, auf der Bühne. Das Stück heißt „Ein gemeiner Trick“. Ehrensache, dass sie im Zuge dessen auch einen Hinweis in das Programmheft mit aufgenommen haben und dazu aufrufen, sich bei der DKMS registrieren zu lassen.
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