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23. Mai 2023, News in Spender & Patienten

Ich bin jeden Tag dankbar

Der Sauerländer Florian Hellwig (39) darf dank einer Stammzellspende weiterleben. Aus einer Registrierungsaktion in seinem Namen sind 15 Spender hervorgegangen

In Florian Hellwigs Leben wird es selten langweilig. Der 39-jährige Landwirt aus Medebach ist verheiratet, hat drei Kinder, 120 Milchkühe, einen eigenen Hof. In seiner Freizeit fährt er liebend gerne Ski, spielt Fußball und engagiert sich als ehrenamtlicher Schützenhauptmann. Dass er heute seinen Hof wieder bewirten und für die Familie da sein kann, ist keine Selbstverständlichkeit: Ende 2019, als er selbst 36 und das jüngste seiner Kinder gerade einmal zwei Jahre alt war, erkrankte er an einer besonders aggressiven Form von Blutkrebs. Dank einer Stammzellspende darf er weiterleben.

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    Florian Hellwig mit Ehefrau Nicole und ihren drei Kindern.

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    Florian Hellwig während der Therapie.

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    Während der Blutkrebs-Erkrankung: Florian Hellwig und seine Frau Nicole.

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    Im Januar 2020 registrierten sich in Florians Heimat Medebach bei einer für ihn [...]

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    120 Milchkühe leben auf Florian Hellwigs Hof.

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    Florian mit einem Plakat voller Genesungswünsche. Die Unterstützung für den [...]

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Seine Erkrankung hat Florian Hellwig demütig gemacht. Er sagt heute: „Ich bin jeden Tag dankbar, glücklich und zufrieden.“ Während seiner langen Krankenhausaufenthalte habe er auch die andere Seite kennengelernt, habe gesehen, wie viele Menschen es leider nicht geschafft hätten. Bis er Mitte dreißig war, habe er nie Urlaub gemacht. „Ich habe immer nur gearbeitet. Dafür gesorgt, dass der Hof vorankommt. Heute verreisen wir mehrmals im Jahr. Wir leben unser Leben – und die Familie steht immer an erster Stelle. Unsere Lebensqualität ist heute besser als vor der Krankheit.“

Nur Stunden nach der Diagnose kurz vor Weihnachten 2019 begann seine erste Chemotherapie in der Marburger Uniklinik. Der Ehemann und dreifache Vater kam ein halbes Jahr lang nicht nach Hause. Und als wäre das für die junge Familie nicht schon belastend genug gewesen, stand auch die Existenz des Hofes auf dem Spiel.

Florian Hellwigs Auszubildender sprang ein, außerdem seine Eltern, die eigentlich schon nicht mehr im Betrieb mitarbeiteten. Ein Cousin, der im Ort wohnt, packte ebenfalls mit an. Florians Ehefrau Nicole kümmerte sich allein um die drei kleinen Kinder – ein Kraftakt. „Ohne Nicole hätte ich das alles nicht geschafft“, sagt Hellwig. „Sie war trotz Kindern, Betrieb und großer Sorgen jeden Tag bei mir.“ Im Laufe der Monate sorgte der Familienvater aus seinem Krankenzimmer heraus für weitere Unterstützung: Er reduzierte die Anzahl der Milchkühe auf dem Hof, stellte weitere Mitarbeiter ein. Zwei Melkroboter zogen auf dem Hof ein. Zuvor mussten die Kühe jeden Morgen und Abend im Melkstand per Hand gemolken werden. „Das war und ist eine riesige Entlastung“, sagt Hellwig.

Wer die DKMS ist und dass sie Blutkrebspatient:innen zu einer neuen Lebenschance verhilft, weiß der Sauerländer nicht erst seit seiner eigenen Diagnose. „Ich habe mich mit 18 Jahren bei einer Veranstaltung an meiner Berufsschule in die DKMS aufnehmen lassen“, erzählt er. Jede Registrierung kostete die DKMS seinerzeit 50 Euro. „Das Geld habe ich von zu Hause mitgebracht“, erinnert sich der Landwirt.

Dass es einmal eine Registrierungsaktion in seinem Namen geben würde, ahnte der junge Mann selbstverständlich nicht. Doch im Januar 2020, während Florian im Krankenhaus um sein Leben kämpfte, rollte eine Welle der Solidarität durch das Sauerland. Eine Initiativgruppe aus Florians Heimatort organisierte gemeinsam mit der DKMS eine große Registrierungsaktion, die stolze 2.700 neue potenzielle Spender:innen in die Schützenhalle Medebach lockte. Mehr als 100 Helfer:innen, Feuerwehr und Polizei sorgten für einen reibungslosen Ablauf der Aktion. Familie, Freunde, Unternehmen, Vereine und Privatpersonen unterstützten, auch finanziell, wo sie nur konnten. Es war eine der größten DKMS-Aktionen der damaligen Zeit – und eine der letzten großen Vor-Ort-Aktionen vor Beginn der Pandemie.

Florian fand eine Stammzellspenderin – allerdings nicht in der Datenbank der DKMS. Seine Schwester, so stellte sich kurz nach der Aktion heraus, war ein passendes Match. Im März 2021 schenkte sie Florian durch ihre Stammzellspende eine zweite Lebenschance. „Vielleicht war es ihre Bestimmung, mein Leben zu retten“, sagt er nachdenklich.

Doch auch das Engagement der vielen Unterstützerinnen und Unterstützer in und um Medebach zahlt sich bis heute aus: Aus Florians Aktion sind inzwischen 15 Spender hervorgegangen, die einem Menschen irgendwo auf der Welt eine zweite Lebenschance geschenkt haben. Einer von ihnen ist Jan Fredebeil aus Eslohe. „Ein paar Freunde und ich hatten in der Zeitung von der Aktion gelesen. Da haben wir gemeinsam entschieden, hinzufahren und uns registrieren zu lassen. Einige Monate später rief die DKMS an und sagte, dass ich vielleicht ein Leben retten könnte.“

Jan Fredebeil spendete Stammzellen über die ambulante Entnahmemethode, bei der sich die Spender:innen mehrere Tage lang den Wachstumsfaktor G-CSF spritzen müssen. Das Medikament steigert die Anzahl der Stammzellen im peripheren Blut, die dann über ein spezielles Verfahren direkt aus dem Blut gewonnen werden. Währenddessen hatte Fredebeil Gliederschmerzen, fühlte sich wie bei einer Erkältung. „Aber das kann man ruhig in Kauf nehmen, wenn man dafür ein Leben retten kann“, findet der 27-jährige Maschinenbauer. „Die eigentliche Spende dauerte nur zwei Stunden. Man kann so schnell etwas so Gutes tun.“

Empfangen hat seine Stammzellen eine Frau aus dem Vereinigten Königreich. Einige Zeit nach der Spende erfuhr Jan Fredebeil, dass die Spende erfolgreich war und seine Empfängerin alles gut überstanden hatte.

„Wir haben echt Glück gehabt“, sagt auch Florian Hellwig. Er schätzt, dass er wieder etwa bei 50 Prozent seiner alten Stärke angekommen ist. „Wir haben uns Stück für Stück zurück gekämpft und unser Leben entschleunigt. Das waren sehr harte Zeiten für alle Beteiligten. Umso glücklicher sind wir heute.“

Florian Hellwig ist dankbar, dass er weiterleben darf. Dass er seine Kinder groß werden sehen, den Hof bewirten und Zeit mit Familie und Freunden verbringen darf. Doch im Krankenhaus ist er auch vielen Mit-Patienten begegnet, denen dieses Glück verwehrt blieb. „Die Krankheit macht vor keinem Halt“, sagt er. Zum World Blood Cancer Day am 28. Mai, dem internationalen Solidaritätstag für Blutkrebspatienten, bittet er daher alle gesunden Menschen zwischen 17 und 55 Jahren: „Lasst Euch als Stammzellspender registrieren! Jede:r Einzelne kann der eine Hoffnungsschimmer für einen Patienten oder eine Patientin irgendwo auf der Welt sein und Menschen wie mir ermöglichen, weiterzuleben. Von Herzen: danke!“

Eine Registrierung ist kinderleicht: Set hier anfordern. Wangenabstrich machen, Einwilligungserklärung ausfüllen, an die DKMS zurücksenden, fertig.

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