Stammzellspende als Wendepunkt: Ein junger Mann inspiriert die junge Generation
DKMS Volunteer Lucas Bischoff (29) erzählt von seiner zweiten Lebenschance und wieso das Schulprojekt überlebenswichtig ist
Die DKMS feiert 20 Jahre Schulprojekt. In den zwei Jahrzehnten konnten durch das Projekt bereits rund 8.000 Echtspenden vermittelt und damit vielen Patient:innen wieder Hoffnung auf ein normales Leben geschenkt werden. Lucas Bischoff (29) aus Neuenkirchen weiß wie sich das anfühlt. Der ehemalige Patient engagiert sich heute als DKMS-Volunteer. Anlässlich des Jubiläums erzählt Lucas seine Geschichte und wie das Engagement der Spender:innen ihm eine zweite Chance auf sein Leben geschenkt hat.
Die Markenzeichen von Lucas bei den Registrierungsaktionen der DKMS: Fit, immer lächelnd und mit seiner „schnellen Brille“ auf der Nase. Er ist Volunteer für die gemeinnützige Organisation, hat stets gute Laune bei seinem Ehrenamt und packt fleißig mit an, wenn es darum geht, Menschen für eine Registrierung als potenzielle Stammzellspender:innen zu gewinnen. Auch am 05. September 2024 bei der Feier zum 20-jährigen Jubiläum des DKMS Schulprojekts. Im Rahmen der Veranstaltung berichtet er nicht nur davon wie es ist als Volunteer für die DKMS tätig zu sein, sondern auch wie es ist auf sein passendes Match zu warten.
Von jetzt auf gleich – Alles anders
Es ist 2022, als Lucas immer wieder blaue Flecken an seinem Körper entdeckt, bei denen er nicht weiß, wie sie entstanden sein könnten. Noch dazu fühlt sich der sonst so aktive, damals 27-Jährige, kraftlos und müde. Ohne sich größere Sorgen zu machen, lässt er sich bei seinem Arzt durchchecken. Kurz nach seinem Termin bekommt er einen Anruf: Er soll sofort ins Krankenhaus, denn seine Blutwerte sind dramatisch schlecht. Bei Lucas wird eine schwere aplastische Anämie festgestellt. Bei dieser Form werden keine Blutkörperchen mehr ins Blut abgegeben. Ab jetzt, so sagen es die Ärzte, schwebt Lucas in Lebensgefahr.
Ehe er das Gehörte verarbeiten kann, sitzt er auch schon im Krankenhaus in Isolation. Unter Vollschutz soll sein Immunsystem sich erholen, denn es arbeitet nicht mehr, wie es soll. Bei einer Knochenmarkpunktion wird festgestellt, dass Lucas‘ Knochen keine Blutstammzellen mehr enthalten. Die Zellen sind überlebenswichtig, denn nur sie können den Körper langfristig am Leben erhalten. Lucas bleibt aber optimistisch: „Ich hatte von Tag eins das Gefühl, das klappt“.
Warten auf einen Lichtblick
Lucas hatte sich mit 22 Jahren über Social Media als Stammzellspender registriert, um Betroffenen zu helfen. Nur wenige Jahre später ist er selbst in Not. Während er regelmäßig und engmaschig Blut und Plasma gespendet bekommt wird schnell klar, dass selbst dringend eine Stammzellspende braucht, um zu überleben. Im internationalen Suchlauf und in der Familie findet sich kein Match. „Die Ärzte haben gesagt, wenn wir nichts machen können, dann habe ich vielleicht noch drei Monate“, erinnert sich Lucas. Ein Schock, nicht nur für ihn, sondern auch für seine Familie. Seine Freundin und sein Bruder Maik halten ständigen Kontakt. Besuche gestalten sich schwierig, denn Corona hält die Welt immer noch in Atem. Lediglich eine Stunde darf einer seiner Herzensmenschen ihn im Krankenhaus besuchen.
Ein paar Wochen später hat das Warten auf Rettung ein Ende: Es gibt ein Match in der Spenden-Datei! Lucas kann es nicht fassen. Während der Vorbereitung mit einer hohen Dosis an Chemo und Bestrahlung geht ihm seine Spenderin nicht aus dem Kopf: „Wer ist die Person? Wer ermöglicht mir das? Wer ist so selbstlos einem Fremden zu helfen? Das ist eine einmalige Situation und einmaliges Gefühl!“, erzählt der heute 29-Jährige. Doch die erhoffte schnelle Besserung bleibt vorerst aus. Lucas‘ Körper produziert trotz der Spende keine neuen Zellen. Er baut ab. Seine Freundin und Familie bekommen Bescheid, sich auf einen möglichen Abschied vorzubereiten. Doch wie durch ein Wunder fängt sein Körper am Tag des Familienbesuchs an sich zu erholen. Eine Woche später steht er aufrecht neben seiner Lieblingspflegerin auf dem Stationsflur im Krankenhaus.
„Ich habe mein altes Leben zurück!“
Auf Lucas‘ rechten Oberarm prangt heute eine Erinnerung an diese Zeit: Ein Tattoo, das ihn nicht nur daran erinnern soll, was er durchgemacht hat, sondern auch, was er dadurch geschenkt bekommen hat – eine zweite Chance auf sein Leben. Die junge Frau, der er das zu verdanken hat, durfte er dieses Jahr endlich kennenlernen. Nach zwei Jahren emotionalen und anonymen Briefkontakts hat er vor Kurzem Nele (28) aus Schleswig-Holstein kennengelernt. „Ich war zwischen Freude, Dankbarkeit, Emotionalität! Es liefen bei uns beiden die Tränen. Wir haben uns einfach in den Arm genommen“, erzählt Lucas gerührt. Seine Spenderin Nele registrierte sich bereits mit 17 Jahren.
Heute feiert Lucas mit der DKMS 20-jähriges Jubiläum des Schulprojekts. „Ich finde das Schulprojekt großartig, weil Schüler:innen vom Alter her genau das sind, was wir brauchen. Junge Menschen stehen den Betroffenen sehr lange in der Datenbank zur Verfügung“, sagt Lucas. „Jede Registrierung freut mich mega, weil ich weiß, jede Person könnte DIE Person sein! Das ist meine Motivation!“
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