„Es ist etwas Besonderes, dass ich lebe“
Grundschullehrer Severin Raudsep (45) hat den Blutkrebs überwunden
Ostern 2014. Severin Raudsep und seine Frau Margarita erwarten ihr erstes Kind. Sie planen gerade das Kinderzimmer für den Nachwuchs, als ein Anruf von Severins‘ Hausarzt ihr Leben komplett auf den Kopf stellt. Severin hat Leukämie und muss dringend behandelt werden. Dank einer Stammzellspende überwindet der Familienvater den Blutkrebs. Seine Tochter Emilia ist heute zehn Jahre alt und hat vor fünf Jahren auch noch einen Bruder bekommen, Bosse (5).
Unter dem Motto „Severin will leben“ gab es im September 2014 mehrere Registrierungsaktionen an Kölner Schulen für den Grundschullehrer Severin Raudsep. Mit dabei waren unter anderem die Erzbischöfliche Liebfrauenschule, das Gymnasium Rodenkirchen, das Gymnasium Köln Pesch, das Leonardo-da-Vinci Gymnasium, das Dreikönigsgymnasium, das Lessing-Gymnasium, das Städtisches Gymnasium Thusneldastraße, das Rhein-Gymnasium und das Stadtgymnasium Porz. Auch an Severins Grundschule, der GGS Geilenkircher Straße, gab es eine öffentliche Aktion für Eltern, Kollegen und Anwohner. Über 2.800 Menschenließen sich registrieren, um Severin und anderen Betroffenen zu helfen. 28 von ihnen haben bereits Stammzellen gespendet und eine Lebenschance geschenkt. Auch für Severin wurde zum Glück ein passendes Match gefunden. Im Herbst 2014 erhielt er die Stammzellen einer jungen Frau aus Kanada.
Auch wenn die Erkrankung und die Transplantation bei ihm bereits zehn Jahre zurückliegen, spürt Severin in seinem Alltag heute noch ein paar Folgen der Therapie. Sein Immunsystem ist Infekt anfällig und er ist oft erkältet. Seine körperliche Beweglichkeit und die Kondition sind vielleicht nicht mehr auf dem gleichen Level wie vor der Krankheit. Damit hadert er jedoch nicht, im Gegenteil. Er liebt seinen Beruf als Grundschullehrer, hat eine eigene Klasse und unterrichtet Sport und Mathe. In seiner Freizeit spielt er weiterhin Volleyball. Dabei ist es ihm egal, ob er gewinnt oder verliert. Er genießt einfach die Zeit. „Ich bin ja froh, dass ich da bin“, sagt er im Interview mit der DKMS. Damals, in der Zeit im Krankenhaus, musste er sich leider von einigen Patienten verabschieden. Für ihn ist es etwas Besonderes, dass er lebt.
„Ich genieße das Leben, freue mich, mit meiner Familie und Freunden zusammen zu sein. Was für ein Glück. Ich nehme alles mit“, sagt er. Zeit mit seinen Kindern verbringen, Geburtstage feiern, die Taufe seines Sohnes – Severin ist dankbar und schätzt das Leben.
Seine Tochter wurde übrigens am 13. Juli 2014 geboren, am Tag als Deutschland die Weltmeisterschaft gewann und Severin mitten in der Therapie steckte. Heute begleitet er seine Tochter und auch seinen Sohn zum Fußballtraining. Beide Kinder sind Fußballbegeistert.
Severin ist es ein Anliegen, auf die Wichtigkeit der Stammzellspende hinzuweisen. Zum 20. Jubiläum des DKMS Schulprojekts erzählt er bei einem Pressetermin an der Willy-Brandt-Gesamtschule in Köln-Höhenhaus seine Geschichte – von dem großen Engagement, dem Durchhaltevermögen und der Unterstützung seiner Familie, von Freunden und Kollegen, die an den Schulen Aktionen für ihn durchgeführt haben. „Dein Flyer ist überall zu sehen,“ wurde Severin im Krankenhaus berichtet.
Seine Erkrankung hat viel in seinem Leben zurechtgeruckelt. Er weiß die kleinen Dinge mehr zu schätzen und lässt den Alltagsstress nicht mehr an sich heran.
„Je mehr junge Menschen wir an den Schulen gewinnen, desto mehr Lebenschance können geschenkt werden “, sagt Severin.
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