Thomas Büttner: Lebensretter aus Thüringen
Mit seiner Knochenmarkspende schenkt ein Familienvater einem Patienten aus den USA eine zweite Lebenschance.
Thomas Büttner aus Wickerstedt in Thüringen könnte täglich in die Situation geraten, einem Menschen das Leben retten zu müssen – der 36-Jährige ist von Beruf Schwimmmeister. Im Mai 2019 erhält er von der DKMS die Nachricht, dass er als Knochenmarkspender für einen Patienten infrage kommt. Als er nach der Spende erfährt, dass er einem Jungen im Vorschulalter eine zweite Lebenschance schenken durfte, wird das Erlebnis für den Familienvater umso bedeutender.
Thomas Büttner bereitet gerade seinen Sohn für den Kindergarten vor, als sein Handy klingelt. Normalerweise ruft ihn vormittags oft seine Frau an – dieses Mal ist es allerdings die DKMS, die Thomas mitteilt, dass er als potenzieller Spender infrage kommt. „Mein Sohn stand daneben und wollte die ganze Zeit mit seiner Mama sprechen. Ich habe die DKMS dann am Telefon darum gebeten, etwas später erneut anzurufen, um mich dann voll und ganz auf das Gespräch konzentrieren zu können“, erinnert er sich.
Für den 36-Jährigen steht fest, dass er spenden wird. „Für mich war es keine Option, es nicht zu tun. Von Anfang an nicht. Vor allem wenn man im Umfeld mitbekommt, dass Kinder erkrankt sind und wie sehr die Familien darunter leiden, dann ist es selbstverständlich, dass man hilft“, erklärt er. Und das, obwohl seine Frau zu diesem Zeitpunkt mit dem zweiten Kind schwanger ist. Sie bestärkt ihn sogar in seiner Entscheidung – denn als die beiden sich vor etwa zehn Jahren kennen lernten, war sie es, die ihn überhaupt erst dazu animierte, sich bei der DKMS registrieren zu lassen.
Nach dem Anruf im Mai wird das Blut von Thomas Büttner getestet, um herauszufinden, ob er tatsächlich ein Match für den Patienten ist. Die Wochen danach hört er nichts – bis zum Tag nach der Geburt seines zweiten Sohns. Als er aus dem Krankenhaus kommt, erreicht ihn ein Brief und damit auch die erhoffte Nachricht – er ist ein 100%iges Match. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle: „Ich musste mir das zweimal durchlesen, weil ich es gar nicht glauben konnte. Es war einfach unbeschreiblich. Erst kommt mein zweiter Sohn zur Welt und dann bekomme ich noch die Nachricht, dass ich einem Menschen eine zweite Lebenschance schenken kann.“
Für Thomas Büttner ist es nicht das erste Mal, dass er in eine Situation gerät, in der er einer Person helfen kann. Ein halbes Jahr, nachdem er seine Ausbildung zum Meister für Bäderbetriebe beendet hat, liegt plötzlich während seiner Schicht einer der Stammgäste der Schwimmhalle Apolda auf dem Beckenboden. Eine Ausnahmesituation. „Das war so ein einschneidendes Erlebnis. Da geht einem alles durch den Kopf – Wiederbelebung, Beatmungszyklen … Dank erfolgreicher Reanimation kam der Mann zum Glück wieder zu sich.“ Dem Badegast geht es heute gut, dank Thomas Büttner.
Knochenmarkspender für Patienten in den USA
Jahre später erhält Büttner ein weiteres Mal die Chance, einem Menschen das Leben zu retten: Am 4. September 2019 findet die Knochenmarkspende in Dresden statt. Thomas, der in seiner Freizeit unter anderem gerne Fußball spielt, erzählt Freunden und Arbeitskollegen von der anstehenden Spende – die Reaktionen sind durchweg positiv. „Da es meiner Frau zu diesem Zeitpunkt mit unserem neugeborenen Sohn nicht möglich war, mich zu fahren, haben sogar viele angeboten, dass sie mich nach Dresden fahren und abholen würden. Schließlich hat das dann mein Schwager übernommen“, erzählt Thomas Büttner. Seinem älteren Sohn erklärt er, dass er ins Krankenhaus muss, um einem kranken Menschen zu helfen. Thomas wird unter Vollnarkose Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen – ein Verfahren, das nur bei etwa 20 Prozent der Spenden angewendet wird. Die Spende selbst verläuft reibungslos: „Alles lief super ab. Es wurden nochmal Tests durchgeführt, ich konnte einige Fragen mit der Ärztin klären und ich hatte mich auch selbst gut vorbereitet.“
Seine Ärztin erklärt ihm auch, dass er nach der Spende einige Eckdaten über die Person erhalten kann, die das Knochenmark erhält – sofort kontaktiert er daraufhin die DKMS. „Das Knochenmark ging nach Amerika. An einen Jungen im Vorschulalter“, erzählt er. Für ihn eine sehr bewegende Information. „Im Vorfeld war es völlig egal, an wen die Spende geht. Mit der Nachricht, dass es ein Kind ist, wurde es aber nochmal intensiver. Ich war gerade zum zweiten Mal Vater geworden, und dass ich einem Jungen, der im gleichen Alter war wie mein älterer Sohn, eine zweite Lebenschance schenken konnte, das war schon etwas sehr Besonderes.“
Nach seiner Spende ist es Thomas wichtig, noch einige Dinge loszuwerden: „Ich würde gerne einen großen Dank an die DKMS aussprechen für die tolle Arbeit und die großartige Organisation. Das Gleiche gilt für die Ärzte im Krankenhaus. Natürlich würde ich mich auch sehr freuen, wenn sich noch mehr Menschen registrieren lassen.“
Thomas Büttner würde den Empfänger seines Knochenmarks sehr gerne kennenlernen. Während der ersten zwei Jahre nach der Spende ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass Spender und Empfänger nur anonymen Kontakt aufnehmen dürfen. „Ich würde ihm gerne um die Weihnachtszeit ein paar Zeilen schreiben. Mit Genesungsgrüßen und um ihm und seiner Familie eine schöne Weihnachtszeit zu wünschen.“ Nicht um eine Antwort zu erhalten oder für Dankbarkeit, sondern um seinem genetischen Zwilling alles Gute zu wünschen, genauso wie er es auch auf dem Foto von seiner Knochenmarkspende tut.