Wacken: Ein Festival der Solidarität
Familienvater aus Schleswig-Holstein berichtet von seiner Knochenmarkspende
In diesem Jahr wird die DKMS zum sechsten Mal auf dem Wacken Open Air (W:O:A) vertreten sein und dort potenzielle Stammzellspender in die Datei aufnehmen. 2014, im ersten Jahr der Partnerschaft, ließ sich Florenz Burzinski vor Ort registrieren. Bereits ein Jahr später konnte er einem Mann aus Norwegen eine zweite Lebenschance schenken.
Die Partnerschaft des Wacken Open Air (W:O:A) mit der DKMS hat sich ein Ziel gesetzt. Es soll doppeltes Jubiläum gefeiert werden: der 10.000 registrierte potenzielle Spender auf dem 30. W:O:A. Die Unterstützung in den vergangenen Jahren kann sich mehr als sehen lassen. 7300 Neuaufnahmen in die Spenderdatei, von denen 32 Metalheads inzwischen tatsächlich Stammzellen gespendet haben. Einer von ihnen ist Florenz Burzinski. 2014, im ersten Jahr der Kooperation, ist er in Wacken zufällig an dem Zelt der DKMS vorbeigelaufen und hat sich spontan registrieren lassen. „Ich wollte es eigentlich schon immer mal machen.“, erinnert sich der heute 39-Jährige. „Es ist einfach eine gute Sache und es hat sich ja auch gelohnt.“
Gerade mal ein Jahr später erhält der Fluggerätemechaniker aus Schleswig-Holstein die Nachricht, dass er als Stammzellspender für einen Patienten in Frage kommt. Gerechnet habe er damit nicht, sagt er. „Es war erstmal überraschend und dann ging es auch Schlag auf Schlag. Wir haben das zuhause einmal durchgesprochen, weil kurz vorher meine erste Tochter geboren wurde. Aber es stand eigentlich nie zur Debatte, ob ich helfe oder nicht. Es war einfach selbstverständlich.“
In 80 Prozent der Fälle können die Stammzellen aus der Blutbahn entnommen werden. Abhängig vom Gesundheitszustand des Patienten kann es medizinisch notwendig sein, dass dem Spender unter Vollnarkose Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen wird. Dies war auch bei Florenz Burzinski der Fall. Trotz der anstehenden Operation, war er sich bei der Sache sehr sicher. „Ich hab mir keine großen Gedanken darüber gemacht. Dem Empfänger ging es mit Sicherheit schlechter als mir und deswegen hatte ich gar keine Zweifel.“ Auch nach der Spende hat er sich schnell wieder erholt. „Ich hatte noch 1-2 Wochen Schmerzen. Aber im Verhältnis zu dem, wofür ich es gemacht habe, war das echt in Ordnung.“
Auch der Bekanntenkreis hat positiv auf die Spende reagiert. „Sie haben sich alle gefreut“, erzählt Florenz Burzinski. „Man hat dann auch öfter gehört, dass über zwei Ecken auch schon Bekannte gespendet haben.“
Über den Patienten weiß Florenz Burzinski nur wenig. „Ich weiß, dass es ein Mann aus Norwegen war, in etwa in meinem Alter.“ Kontakt habe er bislang nicht zu ihm gehabt. Abhängig vom jeweiligen Land, in dem der Empfänger wohnt, gelten andere rechtliche Bestimmungen bezüglich der Kontaktaufnahme zwischen Spender und Patient. In Norwegen ist ein Kennenlernen derzeit leider nicht erlaubt. Wenn der Empfänger auf ihn zukommen würde, hätte Florenz Burzinski gerne Kontakt zu ihm. „Man spricht ja immer von seinem genetischen Zwilling.“, erklärt er. „Da fragt man sich schon – Wer ist das so? Wie redet er? Es ist halt etwas Besonderes.“ Es geht ihm dabei nicht darum, sich als Held zu fühlen. „Ich möchte keine Dankbarkeit dafür ernten. Ich hoffe, dass jemand das auch für mich machen würde und würde da nie etwas einfordern.“
Auch in diesem Jahr wird Florenz Burzinski wieder beim W:O:A dabei sein – das achte Mal in Folge. „Seit 2012 war ich jedes Jahr dort. Das hört sich vielleicht viel an, aber im Vergleich zu anderen ist das Nichts“, sagt er und lacht. Das W.O.A. ist das größte Heavy-Metal-Festival der Welt. Alleine in diesem Jahr zieht es 75.000 Musikfans in den kleinen Ort in Schleswig-Holstein.
Die Kooperation des W.O.A. mit der gemeinnützigen Organisation findet der Familienvater klasse. „Man muss den Leuten die Registrierung zugänglicher machen. Sonst ist man da vielleicht einfach nur träge. Umso mehr Möglichkeiten man hat, sich registrieren zu lassen, desto mehr potenzielle Spender können eingefangen werden.“ Festivals eignen sich seiner Meinung nach besonders gut dafür, alleine schon wegen der hohen Besucherzahl. Generell schätzt er Festivalgänger als sehr offen ein. „Ich weiß nicht, ob die Leute dort solidarischer sind als woanders, aber ich lerne dort nur nette Leute kennen.“ Aus diesem Grund hofft er auch, dass das Ziel erreicht und der 10.000. Spender registriert wird. „In Wacken haben alle Zeit und quasi „Urlaub“. Es geht wirklich schnell, Da kann man sich auch mal 10 Minuten Zeit nehmen und sich eben registrieren.“
Das Motto der Partnerschaft 2019 lautet: Gemeinsam für eine zweite Chance auf Leben. So wie es auch bei Florenz Burzinski der Fall war. Auf die Frage, ob er ein weiteres Mal spenden würde, hat er eine eindeutige Antwort. „Ja, jederzeit.“
Faster, harder, louder: Wacken und DKMS
Die DKMS ist vom 31. Juli bis 3. August beim W:O:A dabei und führt zusammen mit dem Blutspendedienst des Klinikums Itzehoe eine Registrierungsaktion durch.
Die Ziele für dieses Jahr sind dabei besonders ehrgeizig: Mit 2.700 neuen potenziellen Lebensrettern soll die 10.000er Marke erreicht werden und dabei wird die Hilfe der gesamten Metalfamilie benötigt.
Aktuell läuft bereits der große Online-Appell, alle Informationen sowie die Möglichkeit zur Registrierung finden Sie hier: dkms.de/wacken2019
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