Leben retten wichtiger als Topspiel
RB Leipzig-Kapitän Willi Orbán schenkt Lebenschance und riskiert Teilnahme an Spiel zwischen Leipzig und Union Berlin
Die Teilnahme am Topspiel seiner Leipziger Bullen gegen die Union aus Berlin, den Tabellenzweiten der Liga, ist für den Abwehrboss der Sachsen Willi Orbán an diesem Wochenende nicht sicher. Der Grund dafür ist keine Verletzung oder Sperre – sondern die Chance, einem an Blutkrebs erkrankten Menschen das Leben zu retten!
„Natürlich war ich zunächst überrascht, als ich die Info bekam, dass ich als Spender in Frage komme. Ich habe aber zu keinem Zeitpunkt gezweifelt, sondern wollte die Spende direkt angehen“, erklärt Willi Orbán. „Das ist die Möglichkeit, mit einem sehr geringen Aufwand ein Menschenleben zu retten, da gibt es für mich keine zwei Meinungen. Ich hoffe sehr, dass meine Spende dazu beitragen kann, den Empfänger oder die Empfängerin vollständig zu heilen.“
RB Leipzig steht hinter Orbáns Spende: „Das ist etwas außergewöhnlich Gutes“
Ob Zweifel bestanden, dass er aufgrund der Stammzellspende das Spiel gegen Spitzenkonkurrent Union Berlin am Samstag in Leipzig versäumen werde? „Klar kann es sein, dass ich nun das Spiel gegen Union verpasse – bei allem sportlichen Ehrgeiz ist das aber in diesem Fall zweitrangig. Und wer mich kennt weiß, dass ich alles dafür tun werde, schnell wieder zum Team zu stoßen.“ Auch RB Leipzig steht hinter Orbáns Entscheidung, trotz des bevorstehenden Topspiels die Stammzellspende anzutreten – so wie Trainer Marco Rose. „Lebensrettende Maßnahmen sind das maximal Wichtigste. Willi hat mich informiert und da war für mich völlig klar, dass man nicht über den Zeitpunkt diskutiert, sondern sich einfach auf diesen Tag vorbereitet“, erklärt der Coach, der selbst 2012 Knochenmark gespendet hat und in der Datenbank der DKMS seit langem registriert ist. „Ich kenne das Thema aus eigener Erfahrung und natürlich könnte es sein, dass Willi am Samstag ausfällt. In diesem Fall ist es aber ein klares Zeichen, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt als Fußball. Wenn wir hierbei unterstützen können, dann ist das etwas außergewöhnlich Gutes. Daher gibt es volle Rückendeckung.“
Seit 2017 ist der Verein gegen Blutkrebs aktiv
Der Verein engagiert sich bereits seit Jahren dafür, Blutkrebs die Stirn zu bieten und hat so unter anderem 2017 eine Registrierungsaktion der DKMS in den eigenen Reihen durchgeführt. Damals ließ sich neben Torwart Péter Gulácsi und weiteren Spielern des Teams und des Trainerstabs auch Willi Orbán in die DKMS aufnehmen. Mehr als fünf Jahre später ist für ihn nun der Tag gekommen, zu helfen und mit seiner Spende vielleicht ein Leben zu retten. Seiner Vorbildfunktion ist sich Orbán dabei bewusst: „Ich würde mir wünschen, dass sich noch viel mehr Menschen registrieren lassen. Es ist wirklich total simpel“, so der gebürtige Kaiserslauterner. Alle Vorbereitungen auf die Spende waren für ihn problemlos. „Ich fühle mich sehr gut betreut. Mein Beispiel zeigt, dass eine Registrierung absolut Sinn ergibt.“
Die Stammzellspende hat der 30-Jährige ebenfalls gut überstanden. „Die Spende verlief gut und ohne Probleme. Es war harmloser als gedacht und ich wurde vom medizinischen Personal top versorgt.“ Die oder den Empfänger:in würde Orbán gerne, wenn möglich, in Zukunft persönlich treffen. „Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn ich den Empfänger oder die Empfängerin kennenlernen würde. Ich denke, das kann auch für andere Menschen ein Anreiz sein, sich zu registrieren“. Eine solche Begegnung hängt allerdings davon ab, wohin die Spende gehen wird und wie die Regelung zum Kennenlernen zwischen Spender und Empfänger:in in dem Land aussieht. In jedem Fall wird Orbán dazu etwas Geduld mitbringen müssen: Eine zweijährige Anonymitätspflicht zwischen Patient:in und ihm muss mindestens eingehalten werden.
Orbán ruft zur Registrierung für den kleinen Taio aus Leipzig auf
Dass eine Stammzellspende überall und jederzeit notwendig werden kann, zeigt ein aktueller Fall aus Leipzig, für den sich Orbán und seine Teamkollegen einsetzen und zur Registrierung aufrufen. Der dreijährige Taio sucht dringend seinen genetischen Zwilling. Der Junge leidet an einer schweren Aplastischen Anämie. Sein Knochenmark produziert zu wenig überlebenswichtige Blutzellen. Hinzu kommt, dass der kleine Kämpfer aufgrund seiner kamerunischen Wurzeln sehr seltene Gewebemerkmale hat. Deshalb ist es für ihn besonders schwer, ein passendes Match zu finden. Für eine erfolgreiche Transplantation müssen die Gewebemerkmale der Patientin oder des Patienten mit denen der Spenderin oder des Spenders nahezu hundertprozentig übereinstimmen. Gewebemerkmale werden vererbt. Deren Vorkommen ist in verschiedenen ethnischen Gruppen unterschiedlich häufig zu beobachten. Daher ist eine Übereinstimmung wahrscheinlicher, wenn Spender:in und Patient:in dieselbe ethnische Herkunft haben.
Aus diesem Grund ruft die DKMS vor allem Menschen mit afrikanischen Wurzeln dazu auf, sich zu registrieren. Jede:r Einzelne, den/die wir erreichen, erhöht die Überlebenschancen für Taio und viele andere Patient:innen. Ein kostenloses Registrierungsset kann man sich hier nach Hause bestellen.