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11. April 2019, News in Partner & Netzwerk

Bodo Ramelow: „Engagement ist ein Lebenselexier“

Der thüringische Ministerpräsident über soziales Engagement von jungen Menschen als Lebenselixier

Am 28. Mai findet der DKMS World Blood Cancer Day (WBCD) statt, der jährliche Aktionstag im Kampf gegen Blutkrebs. Gemeinsam mit dem thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow ruft die DKMS zur Registrierung auf und appelliert mit einem Schülerwettbewerb an junge Menschen, sich nachhaltig im Kampf gegen Blutkrebs einzusetzen. Im DKMS-Talk spricht Bodo Ramelow unter anderem über die Bedeutung des sozialen Engagements von Schülerinnen und Schülern und warum ihm die Unterstützung der DKMS eine echte Herzensangelegenheit ist.

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    DKMS Talk mit Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow

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    Ministerpräsident Bodo Ramelow

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    DKMS Interview mit Ministerpräsident Bodo Ramelow

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    Ministerpräsident Bodo Ramelow mit Simone Henrich

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    Ministerpräsident Bodo Ramelow ruft zur Registrierung für die DKMS auf

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„Soziales Engagement für die DKMS bedeutet: Ich setze mich mit einer möglicherweise tödlichen Krankheit auseinander, bei der es Heilungschancen gibt“, sagt Ministerpräsident Bodo Ramelow. „Deswegen finde ich es gut, wenn junge Leute sagen: Wir wollen wissen, was das ist, wir wollen wissen, was das bedeutet. Engagement ist das Lebenselixier.“ Seit langem setzt sich der 63-Jährige für die DKMS ein und hilft dabei, lebensrettende Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken. So ist er beispielsweise in Thüringen Schirmherr des DKMS-Schulprogramms. Dieses Programm findet seit 2004 bundesweit statt und hat das Ziel, junge Menschen frühzeitig über die Möglichkeit der Stammzellspende zu informieren und sie nachhaltig als Unterstützer im Kampf gegen Blutkrebs zu gewinnen.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, ganz herzlichen Dank für Ihre Unterstützung. Das Anliegen der DKMS ist es, Lebenschancen für Blutkrebspatienten zu ermöglichen. Dabei helfen uns auch die Menschen in Thüringen – 122.743 sind registriert, 966 haben Stammzellen gespendet…

Das freut mich persönlich wirklich außerordentlich. Da sind 966 Menschen, die sich bewusst dafür entschieden haben zu spenden und damit einem anderen Menschen eine Lebenschance zu schenken. Es ist schön, dass schon so viele mitmachen – ich werbe aktiv für die Registrierung und weiß, was das heißt, wenn es ernst wird, da ich selber auch schon Stammzellen gespendet habe. Deswegen sage ich: Herzlichen Dank an alle, die sich bereit erklären und die sich darauf einlassen. Und allen, die konkret damit konfrontiert sind, kann ich sagen: Es ist eine gute und wichtige Entscheidung.

Warum ist es aus Ihrer Sicht so wichtig, dass sich junge Menschen sozial engagieren und sich für andere einsetzen?

Für alle Menschen und insbesondere junge Menschen – die in ihre Welt hineinwachsen und sich die Welt erobern – ist ein Engagement ein Teil der vitalen Kraft, die sie entfalten. Wenn wir uns nicht als Menschen ausprobieren, werden wir nie lernen, wohin Engagement uns bringen kann und was wir alles in dieser Welt gestalten können. Deswegen: Engagement ist das Lebenselixier. Soziales Engagement für die DKMS bedeutet konkret: Ich setze mich mit einer möglicherweise tödlichen Krankheit auseinander, bei der es aber Heilungschancen gibt. Für den Spender, wenn er wirklich gebraucht wird, bedeutet es einen kleinen Eingriff. Für den anderen Menschen, den Patienten, bedeutet es eine Lebenschance. Deswegen finde ich es gut, wenn junge Leute sagen: Wir wollen wissen, was Blutkrebs ist, wir wollen wissen, was das bedeutet. Und noch besser ist es, wenn sie mit anderen darüber reden – wenn sie nach Hause gehen, mit den Eltern oder mit Nachbarn sprechen und sagen: Das Registrieren in der DKMS ist einfach, tut nicht weh, strengt nicht an und ist eine Angelegenheit, die vielen Menschen in der Perspektive helfen kann. Je mehr registrierte Spender wir in der Datei haben, umso besser ist die Heilungschance derjenigen, bei denen diese wirklich hintertückische Krankheit auftritt.

2019 starten wir als DKMS in Erfurt mit einer besonderen Aktion: Zum World Blood Cancer Day legen wir mit einer Schüler-Challenge los – einem Schülerwettbewerb unter Ihrer Schirmherrschaft. Noch können sich Schulen bewerben. Warum sollten sie mitmachen?

Eine Teilnahme löst erstmal eine Diskussion in der Schule aus und das ist gut – damit steigt man in das lebenswichtige Thema ein. Wenn man in der Schule schon mal davon gehört hat, oder weil in der Nachbarschaft oder in der Familie jemand erkrankt ist, hat man einen persönlichen Bezugspunkt. Mein Appell lautet: Ran an die kleinen Stäbchen, mit denen man die Gewebemerkmale erfassen kann. Am Ende warten Betroffene darauf, dass sie eine glückliche Meldung bekommen. Die Chancen auf glücklichen Meldungen vergrößern sich nur, wenn wir die Zahl der möglichen Spender in der Datei vergrößern.

Sehen Sie weitere Möglichkeiten, unseren Erfolg in Thüringen weiter auszubauen?

Ja, eigentlich bei jeder Gelegenheit, bei jedem großen Event – einfach überall da, wo man mit Menschen ins Gespräch kommt. Auf eine sehr unaufdringliche Art und Weise einfach sagen: Wir suchen Menschen, die sich Zeit nehmen und helfen. Das muss man so organisieren, dass man auch an die für die Registrierung notwendigen Stäbchen kommt, um zu sagen: ‚So, hier ist es. Du bist eingeladen. Mach doch mit. Es ist einfacher, als ein Stückchen Kuchen essen. Und es hat eine viel längere Wirkung. Und man muss anschließend nicht auf die Waage und man braucht keine Kalorien abzutrainieren.‘

Man gibt nur eine kleine Information und diese ist viel wichtiger, als all diejenigen, die wir jeden Tag bei Facebook, Twitter und Instagram in die Welt setzen. Also: Statt sich bei Instagram in die schönste Pose zu werfen, hilft es an anderer Stelle, ein wenig Information zu geben, die aber für andere von zentraler Bedeutung ist und Leben retten kann.

Wir sind sehr auf die Unterstützung von Meinungsträgern wie Sie angewiesen. Wie können wir auch weitere Ihrer Amtskolleginnen und -kollegen zu solch einem Engagement bewegen?

Ich würde es anders herum sagen. Ich bin Betroffener. Und als Betroffener geht man natürlich viel intensiver damit um, weil man eine ganz konkrete Vorstellung hat. Wenn Sie mit der Situation konfrontiert sind, dass Ihnen der behandelnde Arzt sagt, das Leben Ihres Sohnes hängt nicht mehr am seidenen Faden, es ist ohne Faden – dann merken Sie, was es mit Ihnen macht. Deswegen ist mein Engagement auch immer eine Einladung, darüber nachzudenken, den Familien beizustehen, die in so einer Situation sind. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich Menschen in ein Schneckenhaus zurückziehen. Wir dürfen nicht wegschauen, wenn der Befund kommt. Deswegen ist beides angesagt: Diejenigen, die aus einer persönlichen Sicht sagen, wir wollen uns engagieren. Und wir wollen die einladen, die dann als Multiplikatoren helfen.

Sie haben einen persönlichen Bezug zum Thema Blutkrebs, da ihr Sohn erkrankt war. Wie sind Sie als Familie damit umgegangen und warum ist es Ihnen ein Anliegen, jungen Menschen davon zu berichten?

Ich erinnere mich noch gut an den Tag, an dem mein Sohn nicht richtig laufen konnte und ich dachte, dass er einfach zu lange im Auto gesessen hat. Wir haben uns dann ein bisschen rumgezankt, dass er sich ein bisschen bewegen sollte. Seine Mutter und ich sind nicht im Traum darauf gekommen, dass der Befund am Ende Krebs heißt. Die erste Diagnose war ein Hüftschnupfen. Von dem hatte ich bis dahin noch nichts gehört. Danach kam die Blutuntersuchung und die Nachricht, es ist Krebs. Ich habe meinen Sohn bewundert, wie routiniert er am Anfang damit umgegangen ist. Er hat sich ganz viel damit auseinandergesetzt hat und wir als Eltern natürlich auch. Um den Bogen zu jungen Menschen zu schlagen: Es dauert nicht lange, um das zu durchdringen. In der heutigen Welt kann man das mit wenigen Klicks googlen und man weiß, was Leukämie und eine Knochenmarkspende bedeuten und wie man sich registrieren kann. Und wenn das Schülerinnern und Schüler sowohl in der Schule als auch zu Hause diskutieren, ist es genau das, was ich mir von der Schülerchallenge erhoffe.

Ihr Sohn hat zunächst eine so genannte Fremdspende erhalten, doch es gab Abstoßreaktionen. Was passierte dann und wie geht es ihm heute?

Ich selber musste meine Ängste überwinden und habe Stammzellen für ihn gespendet.

Vorab habe ich mir ein bestimmtes Medikament gespritzt, um die Stammzellproduktion anzukurbeln. Ehrlicherweise muss ich sagen: Ich bin so ein Feigling. Wenn ich eine Spritze sehe, bin ich schon fast ohnmächtig. Dieses Gefühl, dass ich für meinen eigenen Sohn die Spende vorbereite und ich mich mit meinem Körper auseinandersetzen musste, hat einen Veränderungsprozess im Kopf ausgelöst. Ich war damals bereit, für meinen Sohn alles zu tun und war am Ende glücklich, dass ihm diese entscheidende Hilfe das Leben gerettet hat.

Er ist mittlerweile 30 und macht im Moment ein paar putzige Sachen. Er engagiert sich für die ‚Marburger Superhelden‘ – eine Aktionsgruppe, die in bunten Kostümen öffentlich auftritt und Zigarettenkippen einsammelt, weil die die Umwelt schwer belasten. Das heißt, die jungen Leute sind unterwegs und regen andere zum Nachdenken an. Das finde ich großartig. An der Stelle sage ich immer: Ja, das kann er. Weil seine wirklich verteufelte, tückische Krankheit überwunden worden ist, weil er sich damit auseinandergesetzt und um sein Leben gekämpft hat. Meine Bitte an alle, die überlegen sich bei der DKMS registrieren zu lassen: Denkt daran, es geht um andere Menschen, die dringend auf Hilfe warten.

Ich freue mich über das zweite Leben, das mein Sohn jetzt lebt. Viel intensiver als sein erstes Leben. Dabei merkt man als Vater, wenn man auch noch selber der Spender ist: Da hat uns etwas zusammengebracht und jetzt kann man sagen, unser Blut verbindet uns, auf eine viel philosophischere Art. Wir sind froh, dass seine Mutter, sein Bruder, wir alle regelmäßig zusammensitzen und uns einfach freuen, wenn wir Kaffee und Kuchen genießen, ein Stück wandern oder die geringe Zeit, die zur Verfügung steht, ganz bewusst wahrnehmen. Es gibt Momente, in denen wir Luft holen und sagen: Schön, dass wir da sind.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, ganz herzlichen Dank für das Gespräch!

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