„Ich empfinde meine Spende als ein Riesengeschenk“
Ralph Krenz aus Arnsdorf spendete dem damals 16-Jährigen Karl Kapahnke Stammzellen und ermöglichte ihm damit ein neues Leben
17 Jahre nach seiner Registrierung wurde Ralph Krenz (57) als Stammzellspender angefragt. Nach seiner Spende nahmen er und sein Patient Karl erst anonym Kontakt auf. Vergangenes Jahr lernten sie sich endlich persönlich kennen und hatten sogar einen gemeinsamen Fernsehauftritt.
Ralphs Registrierung als Stammzellspender war so lange her, dass er sich bei der DKMS nochmal nach dem genauen Jahr erkundigen musste. 1999 hatte er sich im Zuge eines Aufrufes für einen erkrankten Jungen in Dresden registrieren lassen. Ralph hatte aber nicht damit gerechnet, dass er wirklich als Spender infrage käme, weil er die Wahrscheinlichkeit für sehr gering hielt. Umso überraschender war es, als er 2016 einen Brief der DKMS erhielt und ihm mitgeteilt wurde, dass er möglicherweise für einen Patienten passen würde.
Daraufhin folgten einige Voruntersuchungen in der Uniklinik Dresden. „Ich habe diese Untersuchungen als sehr professionell empfunden, weil der Fokus auf dem Spender lag. Alle Risiken für den Spender sollten ausgeschlossen werden“, erinnert sich Ralph. Schließlich stand fest, dass Ralph als Spender passt und ihm über eine periphere Stammzellspende die Stammzellen aus der Blutbahn entnommen werden würden.
Der Termin für Ralphs Spende war im Dezember 2016. Vor dem Termin wurden ihm über fünf Tage Spritzen verabreicht, die die Stammzellproduktion erhöhen sollten. Für Ralph stellte das gar kein Problem dar. „Es gibt wohl Spender, die Symptome durch die Spritzen haben, aber ich hatte keine Nebenwirkungen.“ Am Tag der Spende wurde Ralph etwa vier Stunden an Schläuche angeschlossen und die Stammzellen wurden entnommen. Auch nach der Spende fühlte er sich sehr gut.
Drei Wochen später erhielt Ralph erste Informationen zu seinem Patienten und erfuhr, dass es sich um einen 16-Jährigen jungen Mann aus Deutschland handelt. Die ersten zwei Jahre nach der Spende hatte Ralph mit seinem Patienten anonymen Kontakt. In Deutschland gilt eine Anonymitätsfrist von zwei Jahren. Wenn Spender und Patient einverstanden sind, können sie sich zwei Jahre nach der Spende persönlich treffen. Ralph erzählt, dass er den Patienten von sich aus nicht hätte kennenlernen müssen, weil er sich nicht als Lebensretter darstellen wollte. Aber der damals 18-Jährige Karl wollte seinen Spender gerne treffen. Und so lud Karls Familie Ralph an Ostern 2019 zu sich nach Hause ein. Ralph erinnert sich gerne an diesen wunderschönen Nachmittag. „Wir sind zu zweit spazieren gegangen, um auch unter vier Augen sprechen zu können. Ich habe sofort gemerkt, dass wir total gut zusammenpassen. Auch wenn wir uns erst so kurz kannten, stimmte es total zwischen uns.“
Im Dezember 2019 hatten die beiden ein weiteres gemeinsames Erlebnis. Sie hatten einen Fernsehauftritt im rbb, bei dem sie ihre Erfolgsgeschichte mit der Öffentlichkeit teilten. Für Ralph war das ein aufregendes Ereignis, an das er sich aber gerne zurückerinnert.
Ralph ist dankbar dafür, dass er Karl seine Stammzellen spenden durfte. „Was ich gemacht habe, war eine simple Sache. Es war ein Klacks gegen das, was Karl durchmachen musste. Und was gibt es Schöneres als die Gewissheit, dass ein junger Mensch gerettet werden konnte, der sein ganzes Leben noch vor sich hat?“
Ralph bezeichnet Karl als eine bemerkenswerte Person, der für sein junges Alter besondere Werte hat und alles als ein Geschenk betrachtet. So, wie auch Ralph seine Spende als ein Riesengeschenk empfindet.