Eine zweite Lebenschance für die ganze Familie
Anlässlich der DKMS Schulsiegelverleihung in Baden-Württemberg erzählt der ehemalige Patient und langjährige DKMS Unterstützer Asit Juthani (38) von seinen Erfahrungen mit seiner Blutkrebs-Erkrankung und davon, wie er sie überstanden hat. Schon 2019 berichtete er an einer Berufsschule, an der ein sehr guter Freund Lehrer ist, Schüler:innen von seinem Schicksal.
Es ist das Jahr 2016. Asit Juthani steht mitten im Leben: Gerade hat er eine neue Stelle als Entwicklungscontroller angenommen, Asit und seine Frau erwarten ihr erstes Kind. Das große Glück schien perfekt – bis der große Schock für die junge Familie kommt: Asit hat Blutkrebs und muss sich sofort behandeln lassen. Erst nach zweieinhalb Jahren hat er die Erkrankung überstanden. Bis heute ist er dankbar für die Unterstützung aus seinem Umfeld und die lebensrettende Stammzellspende.
Von außen sieht man Asit nicht an, was er in den letzten Jahren alles durchmachen musste. Ein junger Typ, der glücklich verheiratet und stolzer Vater eines 6-jährigen Sohnes ist. Doch tatsächlich hat der gebürtige Bietigheim-Bissinger schon viel durchgemacht. 2016 wirft ihn eine Blutkrebserkrankung aus der Bahn. Angefangen hatte es mit Schmerzen im Bereich der Rippen. Als dann noch Erschöpfung dazukommt und er kaum noch den Weg vom Parkplatz ins Büro schafft, geht er zum Hausarzt. „Ihm war der Ernst der Lage sofort klar“, erinnert sich Asit. Der Arzt veranlasst ein Blutbild und tags darauf wird Asit wegen alarmierender Blutwerte ins Krankenhaus überwiesen. Die Diagnose Blutkrebs schockt alle in seinem Umfeld. Keiner versteht, was auf ihn zukommt und ob er die Krankheit überleben wird.
Zunächst muss sich der damals 32-Jährige einer Chemotherapie unterziehen und wird bestrahlt. Die Behandlung schlägt an und Asits Zustand verbessert sich mehr und mehr. Zum Zeitpunkt der Geburt seines Sohnes wird er ambulant behandelt und verpasst daher seine Geburt um eine halbe Stunde. Doch die kleine Familie ist wohl auf. Und auch er kann eineinhalb Jahre später wieder behutsam seine Arbeit bei Porsche aufnehmen – das Schlimmste scheint überstanden zu sein. Doch der Rückschlag lässt nicht lange auf sich warten. Im Februar 2018 wird bei einer Routineuntersuchung festgestellt, dass der Krebs zurück ist! Diesmal kann dem jungen Mann nur eine Stammzelltransplantation helfen. Da Asit deutsch-indische Wurzeln hat, weiß er, dass die Chancen, seinen genetischen Zwilling zu finden, aufgrund seiner Herkunft erschwert sind. Für eine erfolgreiche Transplantation müssen die Gewebemerkmale der Patientin oder des Patienten mit denen der Spenderin oder des Spenders nahezu hundertprozentig übereinstimmen. Gewebemerkmale werden vererbt. Deren Vorkommen ist in verschiedenen ethnischen Gruppen unterschiedlich häufig zu beobachten. Daher ist eine Übereinstimmung wahrscheinlicher, wenn Spender:in und Patient:in dieselbe ethnische Herkunft haben.
Doch Asit hat Glück im Unglück – schon nach drei Monaten ist sein:e Lebensretter:in gefunden. Dann geht alles ganz schnell: Asit wird im April 2018 erfolgreich transplantiert und sein Körper nimmt die Spende gut an. Dennoch muss er einige Herausforderungen meistern, um dem Blutkrebs die Stirn zu bieten. „Man baut stark ab, der Körper ist unglaublich strapaziert und auch wenn es endlich nach Hause geht, muss die ganze Familie sehr vorsichtig und rücksichtsvoll sein“, erinnert sich Asit. „Alles musste hygienisch und möglichst steril für mich sein. Doch das Gute daran war, dass ich viel Zeit mit meinem Sohn verbringen konnte – das hat es alles etwas einfacher für mich gemacht.“
Seine:n Spender:in hat Asit bis heute nicht kennengelernt. Er findet das nicht schlimm und respektiert die Privatsphäre der Person, die sein Leben gerettet hat. „Diese Person hat mir das Leben gerettet – egal ob ich sie kennenlerne oder nicht, dafür werde ich diesem Menschen auch ohne ein Gesicht zu kennen für immer dankbar sein“, sagt Asit. „Diese zweite Lebenschance galt nicht nur mir, sondern auch meinem gesamten sozialen Umfeld! Durch diese Person hat mein Sohn weiterhin seinen Vater, meine Frau ihren Ehemann und meine Mutter ihren Sohn im Leben.“
Asit ist es wichtig, sich zu engagieren und mit anderen zu teilen, was es wirklich bedeutet an Blutkrebs erkrankt zu sein – und wie einfach es ist, zu helfen. Deshalb hat er 2019 zum ersten Mal an einer Berufsschule bei einer Registrierungsaktion von seinem Schicksal berichtet. „Ein sehr guter Freund von mir ist dort als Lehrer tätig und hat die Aktion auf die Beine gestellt“, sagt Asit. „Ich wollte mit meiner Geschichte für die Schüler:innen anschaulicher machen, was sie mit einer Registrierung und einer Stammzellspende bewirken können.“ Und das mit Erfolg: Bis heute sind vier Stammzellspender:innen aus dieser Aktion hervorgegangen, die einem an Blutkrebs erkrankten Menschen eine zweite Lebenschance ermöglicht haben. Für Asit, der auch beim Verleih des DKMS Schulsiegels in Ludwigsburg von seiner bewegenden Geschichte berichten wird, ein großartiger Erfolg. „Ich bin beeindruckt davon, dass junge Leute so viel Einsatz zeigen und für ihre Mitmenschen in diesem Alter schon Verantwortung übernehmen“, so Asit. „Das ist für alle Erkrankten ein starkes Zeichen der Hoffnung.“
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