Treffer fürs Leben: Amateurfußballer rettet Fan das Leben
2019 erhält der passionierte Fußballfan Jochen Weißer die Schockdiagnose Leukämie. Die Stammzellen eines Hobbykickers retten ihm das Leben.
In der Bundesliga schlägt das Herz von Jochen Weißer gleich für mehrere Teams: Ob VfB Stuttgart, SC Freiburg, 1. FC Heidenheim oder FC Bayern München – die Spiele der Topligisten aus dem Süden schaut der Fußballenthusiast immer gerne an. Doch für seine größte Fußballleidenschaft muss der Industrieelektroniker aus Baden-Württemberg nur zum benachbarten Sportplatz spazieren. Dort fand nun für ihn eine ganz besondere Begegnung statt.
Vor rund 30 Jahren wurde er auf den 1. FC Frickenhausen aufmerksam, begleitete das Team zum Auswärtsspiel in seine Geburtsstadt Nellingen. „Am Anfang habe ich nur interessehalber die Spiele angesehen, aber schnell habe ich mehr Leute im Verein kennen- und schätzen gelernt“, erinnert sich Jochen. Als Mitglied wird er in kurzer Zeit zum Teil der Vereins-DNA, engagiert sich bei Feiern und nimmt möglichst viele Auswärtsfahrten mit. Einige Jahre später kommt er mit Tochter und Sohn im Kinderwagen an den Platz, schaut mit Ihnen gemeinsam die Spiele an. Jochen gehört hier dazu. „Wir Frickenhäusener haben einen besonderen, familiären Zusammenhalt im Verein. Neben den Spielen gibt es auch viele gemeinsame Aktionen, die wir auf die Beine stellen.“ So auch 2019 beim regionalen Sennerpokal. Dort registrieren die Frickenhäusener ihre Fans erstmals für die DKMS. Was damals noch keiner im Verein ahnt: Die Schockdiagnose Blutkrebs schlägt schon wenig später in ihren eigenen Reihen ein.
„Als wäre bei mir ein Schalter umgelegt worden“
Wenige Monate nach der Aktion bemerkt Jochen bei seiner täglichen Tour zur Arbeit etwas Ungewöhnliches. „Normalerweise bin ich täglich rund 30 Kilometer mit dem Rad zur Arbeit gefahren. Das war für mich kein Problem. Aber eines Morgens war es kurz vor dem Ziel so, als wäre bei mir ein Schalter umgelegt worden“, erinnert er sich heute an den Tag, der sein Leben auf den Kopf stellen sollte. Dem trainierten Radler kippt der Kreislauf weg, Fieber und Gliederschmerzen folgen. Nach der Untersuchung seines Blutbilds schickt ihn die Hausärztin ins Krankenhaus, wo sich nach weiteren Tests die schlimme Befürchtung bestätigt: Jochen hat Blutkrebs!
Fast zeitgleich ist die Welt bei Amateurfußballer Fabio Fantoli völlig in Ordnung. Der heute 29-Jährige ist topfit, spielt mit seinem Verein SV Bad Peterstal im September 2019 gegen den Liga-Kontrahenten SV Lautenbach. Auch die veranstalten eine Registrierungsaktion für die DKMS. „Meine heutige Freundin war damals auch vor Ort und zu diesem Zeitpunkt schon registriert. Für mich war dann klar, dass ich die Gelegenheit nutze und mich auch in die Datei aufnehmen lasse“, sagt Fabio rückblickend. Eine Entscheidung mit großer Wirkung, denn damit sind die Schicksalsfäden von Jochen und Fabio fest miteinander verwoben – auch wenn die beiden Fußballfreunde davon noch nichts ahnen.
Schließlich stand ein Menschenleben auf dem Spiel
Schon kurz nach seiner Registrierung erhält Fabio von der DKMS die Nachricht, dass er mit seiner Stammzellspende tatsächlich einem Menschen eine zweite Lebenschance ermöglichen kann. „Der Anruf war für mich eine ziemliche Überraschung, die ich am Anfang kaum richtig fassen konnte. Nach den erfolgreichen Voruntersuchungen musste ich nur noch meine Angst vor den Nadeln und vor dem Blut in den Griff kriegen.“ Bei dem jungen Mann, der großer Fan vom Bundesligisten Mainz 05 ist, kommt die periphere Stammzellentnahme zum Einsatz, die bei 90 Prozent aller Spenden angewendet wird. Das Blut wird dazu aus seiner rechten Armvene durch einen Filter geführt, in dem die Stammzellen zurückbleiben, und findet seinen Weg durch die andere Armvene zurück in seinen Körper.
Trotz Fabios Abneigung gegen den Anblick von Blut war für ihn klar, dass er diese Hürde meistern würde. Schließlich stand ein Menschenleben auf dem Spiel. „Die Spende war vollkommen unproblematisch und ganz ohne Nebenwirkungen“, erinnert er sich. Im Gegenteil: Während der fünfstündigen Entnahme konnte er sogar entspannen. „Ich habe mir dann in einem kleinen Serienmarathon einige Folgen Breaking Bad und Two and a Half Men angesehen. Das medizinische Personal hat mich während der gesamten Spende top betreut.“
Stammzell-Boosts, die Leben retten
In der Tübinger Klinik hat Jochen den Kampf gegen seine Erkrankung aufgenommen. „Darin lag eine gewisse Erleichterung, weil ich wusste, was ich habe und wie ich dagegen ankämpfen kann.“ Dafür unerlässlich: Fabios erste Stammzellspende, die Jochen im April 2020 erhält. Dabei bleibt es nicht. Erneut spendet der Amateurfußballer, als sich Jochens Zustand verschlechtert – mit Erfolg. „Diese Stammzell-Booster von Fabio haben mir das Leben gerettet.“ Heute geht der Industrieelektroniker wieder seiner Arbeit nach. „Klar ist es alles nicht mehr so einfach, wie vor der Erkrankung. Aber mit den Nebenwirkungen komme ich klar und bin Fabio endlos dankbar für seine Spenden, mit denen er mir das Leben und mehr Zeit mit meinen Kindern geschenkt hat.“
In Frickenhausen hat sich nun der Weg der beiden gekreuzt. Der Rahmen dafür hätte nicht passender sein können. Beim großen Hallenturnier, das Jochens 1. FC Frickenhausen zum 22. Mal für mehr als 40 Amateurteams aus der ganzen Region organisiert hat, fielen sich die beiden auf dem Sportplatz in die Arme. „Wir hatten uns schon vorher über WhatsApp ausgetauscht, aber Fabio jetzt persönlich kennenzulernen, das war eine unglaubliche Erfahrung für mich“, sagt Jochen nach der Begegnung. „Ich bin voller Dankbarkeit für diesen Moment.“ Auch für Fabio war es eine Erfahrung, die er sein Leben lang nicht vergessen wird. „Wir haben natürlich schon immer viel über Fußballthemen gesprochen, über unsere Freude an diesem Sport. Das erste Treffen hier bei dem Turnier hat jetzt auch noch gezeigt, dass die Chemie zwischen uns passt. Es wird nicht das letzte Treffen gewesen sein.“
Jeder Verein kann Leben schenken
Bei ihrem Hallenturnier sorgten die Frickenhäusener direkt für weitere zweite Lebenschancen. Zahlreiche Besucher:innen und Spieler der teilnehmenden Teams ließen sich vor Ort registrieren. Für den zweiten Vorsitzenden und Mitorganisator des Turniers, Benjamin Fischer, ein wichtiger Beitrag. „Schon vor Jochens Erkrankung haben wir uns gefreut, eine Aktion mit der DKMS auf die Beine zu stellen, aus der mittlerweile ebenfalls ein Stammzellspender hervorgegangen ist. Als wir danach Jochens Schicksal hautnah miterlebt haben, war klar, dass wir noch eine viel größere Aktion starten wollen. Unser jährliches Hallenturnier hat sich dafür perfekt angeboten.“
Diesem Vorbild kann jeder Amateurverein folgen – auch im kleineren Rahmen. „Bei den DKMS Fußballhelden kann jeder Club sich die Registrierungsmaterialien kostenlos ins eigene Vereinsheim bestellen“, erklärt Benjamin aus eigener Erfahrung. „Die DKMS unterstützt einen lückenlos und macht die Sache sehr unkompliziert. Eine super Möglichkeit, um Sommerfeste, Turniere und andere Vereinsevents zu bereichern. Hier zeigt sich: Der Amateurfußball in Deutschland hält fest zusammen und rettet gemeinsam Leben.“
Werdet auch ihr zu DKMS Fußballhelden
Macht es Benjamin und dem 1. FC Frickenhausen nach! Bestellt für euren Verein kostenlos Registrierungsmaterialien vom DKMS Fußballhelden-Projekt direkt in euer Vereinsheim. Mit jeder Registrierung punktet euer Verein in der Saison. Für euren Einsatz gibt’s nicht nur gutes Karma, sondern auch Minifußbälle und DKMS Leibchen für eure Trainings. Mehr Informationen zu den DKMS Fußballhelden gibt es hier!
Wer nicht im Amateurfußball aktiv ist, sich aber als potenzielle:r Stammzellspender:in registrieren möchte, kann hier ein kostenloses Registrierungsset bequem nach Hause bestellen. Mund auf, Stäbchen rein, Spender sein!
Zitate von Jochen und Fabio als Soundmitschnitt:
O-Ton von früherem Blutkrebspatient Jochen zur Stammzell-Transplantation
O-Ton von früherem Blutkrebspatient Jochen zum Thema Fußball
O-Töne von Amateurfußballer und Stammzellspender Fabio zur Spende
O-Töne von Amateurfußballer und Stammzellspender Fabio zum Thema Fußball