Festivalbesuch gibt Lebenschance

Elf Kilometer Luftlinie sind es von Julian Bahrs Zuhause in St. Leon-Rot im Rhein-Neckar-Kreis bis zum Hockenheimring. Ein Heimspiel für ihn und seine Freunde, als dort im vergangenen September zum ersten Mal das GLÜCKSGEFÜHLE Festival stattfindet. Mit rund zwölf Personen bricht der heute 26-Jährige auf zu einem Wochenende voller Spaß und Musik – und legt dabei den Grundstein dafür, dass irgendwo auf der Welt ein Mensch eine zweite Lebenschance erhält. Denn in einer Konzertpause registriert Julian sich am Stand der DKMS, die Charity-Partner des Festivals ist. Nur zehn Monate später spendet er Stammzellen.

„Der erste Anruf der DKMS kam schon im Dezember, gerade einmal drei Monate nach dem Festival“, erzählt der Wirtschaftsingenieur, der bei einem Elektrifizierungs- und Automationsunternehmen in Heidelberg arbeitet. Ihn überkommt eine Mischung aus Aufregung und Vorfreude. „Man rechnet ja eher nicht damit, dass sich wirklich jemand meldet.“ Doch zunächst kommt es nicht zur Spende. Im Sommer 2024 ist es dann aber soweit: Julian reist nach Freiburg. Wie in zehn Prozent der Fälle üblich spendet Julian über die OP-Methode, bei der die Stammzellen in einem kleinen Eingriff unter Vollnarkose aus dem Beckenknochen entnommen werden.

Früh morgens wird er in OP-Hemd und Thrombosestrümpfen vom Klinikpersonal abgeholt. „Alle waren sehr freundlich, ich habe mich sicher gefühlt“, erzählt er. Eine Dreiviertelstunde dauert der Eingriff. Anschließend gehen Julians lebensrettende Zellen auf die Reise, während er im Aufwachraum zu sich kommt. Er sagt: „Ich habe mich gefühlt wie nach einem Mittagsschlaf, hatte keine Schmerzen und stand noch am selben Tag zum ersten Mal wieder auf den Beinen.“ Die beiden Einschnitte am Beckenkamm verheilen gut.

Kurze Zeit nach der Spende fragt die DKMS ihn, ob er wissen möchte, für wen er gespendet habe. Er sagt ja, unbedingt. Mit seinen Stammzellen, erfährt er, hat ein erwachsener Mann aus Spanien eine zweite Lebenschance erhalten. Eine interessante Fügung für den gebürtigen Mainzer. Denn: „Meine Mutter stammt aus Spanien, ich bin Halbspanier.“

Gemeinsam mit Julian haben sich 2023 auf dem GLÜCKSGEFÜHLE Festival mehr als 1.000 Menschen bei der DKMS registriert. Neben Julian hat ein weiterer junger Mann, der 20-jährige Felix aus Giengen an der Brenz bereits Stammzellen gespendet.

„Es bot sich einfach an, sich direkt vor Ort zu registrieren“, findet Julian. „In meinem Freundeskreis waren schon einige registriert, wir anderen dachten: Das ist eine gute Sache.“ Von den rund zwölf Personen, die gemeinsam mit ihm am Hockenheimring feierten, machten etwa vier bis sechs vor Ort den Wangenabstrich, erinnert sich Julian.

Auch in diesem Jahr ist die DKMS wieder mit ihrem Stand auf der Zielgeraden in Richtung Südkurve zu finden, wo sie unter dem Motto „Are you a match?“ über die Stammzellspende informiert. Interessierte können sich am Freitag und Samstag jeweils von 10 bis 20 Uhr direkt vor Ort in die Datei aufnehmen lassen. Julian wird, gemeinsam mit Freunden, auch die zweite Auflage des Festival-Highlights in seiner Heimat besuchen. Und bestimmt auch einmal am DKMS-Stand vorbeischauen, wo er im Jahr zuvor den Grundstein dafür legte, dass ein Mann aus Spanien neue Hoffnung schöpfen durfte.

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