Dankbarkeit, Liebe & ein sprachloser Freund
Emotionales Treffen auf dem EBMT-Kongress in Frankfurt
Auf dem diesjährigen Kongress der European Society for Blood and Marrow Transplantation (EBMT) trafen am vergangenen Sonntag zum ersten Mal Stammzellempfänger Darrel Moellendorf (58) aus Bad Homburg und Stammzellspender Frank Keßler (34) aus Dresden aufeinander. Für beide ein ganz besonderer Moment.
„Was war wohl seine Motivation zu helfen? Möglicherweise arbeitet er in einem Beruf, in dem es ein Teil der Firmenkultur ist, etwas zu geben? Vielleicht ist er Feuerwehrmann?“
Diese und viele weitere Fragen stellte sich Darrel Moellendorf an dem Tag, als er seine Stammzelltransplantation erhielt. Der Professor für internationale politische Theorie und Philosophie litt unter einer Myelofibrose. Dabei handelt es sich um eine äußerst seltene und schwere Erkrankung des blutbildenden Systems, bei der das Knochenmarkgewebe „verfasert“, also durch Bindegewebe ersetzt wird. Dadurch verödet das Knochenmark und bildet immer weniger reife und funktionsfähige Blutzellen. Oftmals ist eine Stammzelltherapie die einzige Überlebenschance für betroffene Patienten.
Der Grund dafür, dass sich Frank Keßler bei der DKMS registrieren ließ, war ein Patient aus dem Nachbarort. Nur ein Jahr nach seiner Registrierung im März 2017 konnte Frank, der als Postzusteller in Dresden arbeitet, bereits Stammzellen spenden. Für Darell, der überglücklich war, dass es einen passenden Spender für ihn gab.
Zwei Jahre später, auf dem Patiententag des EBMT-Kongresses, sollten sich Darrel und Frank endlich kennenlernen. Auf die Frage, was Darrel beim Gedanken an seinen Spender fühlte, sagte er vor dem Treffen: „Dankbarkeit. Liebe“. Für ihn war Frank ein „unbekannter Freund“. Seinen Vortrag auf dem Kongress begann Darrel mit: „Ich heiße Darrel Moellendorf, bin 58 Jahre alt, und ich lebe!“ Dann beschrieb er seinen Weg mit der Krankheit. Dank Frank sei er heute wieder gesund und freue sich darauf, seinen Sohn in diesem Jahr zur Abiturfeier begleiten zu können.
Als anschließend Frank auf die Bühne kam, nahmen sich die beiden Männer herzlich in die Arme. Darrel bedankte sich bei Frank, der so gerührt und aufgeregt war, dass er kein Wort heraus brachte.
Diese und viele weitere Geschichten von Spendern und Patienten machten den Kongresstag zu einem ganz besonderen Ereignis. Sie unterstreichen die Wichtigkeit der Arbeit der DKMS, die nicht nur Stammzellspender vermittelt, sondern auch Spender und Empfänger zusammenbringt, wenn diese es wünschen.
Dr. Deborah Buk kümmert sich mit ihrem elfköpfigen DKMS-Team um die Koordination dieser Kontakte und war auch verantwortlich für das Treffen von Frank und Darrel. Sie referierte am Patiententag über den Ablauf eines möglichen Kennenlernens nach einer Spende und stellte die klaren Vorteile heraus, wie sie bei Darrel und Frank für alle zu spüren waren.
„Jeder hat seine ganz eigene und oft sehr emotionale Geschichte zu erzählen. Deshalb ist es immer wieder etwas Besonderes für uns, daran teilhaben zu dürfen“, sagt Buk.