„Jetzt gebe ich noch mal etwas zurück!“
Jahre nach der Blutkrebserkrankung seiner Schwester Paula durfte Hans Rüpcke einem Fremden seine Stammzellen spenden
Für Hans Rüpcke (27) ist die DKMS eine alte Bekannte. Wieder und wieder kreuzte die gemeinnützige Organisation seinen Lebensweg. Zunächst bei seiner Registrierung 2014 auf dem Wacken Open Air (W:O:A). Drei Jahre später erkrankte Hans‘ Schwester Paula an Blutkrebs. Er half, eine große Registrierungsaktion zu organisieren. Vor einigen Monaten hörte der Baumaschinenmechatroniker erneut von der DKMS. Er stand in der näheren Auswahl als Stammzellspender für einen Patienten.
Hans Rüpcke war gerade einmal 19 Jahre alt, als er zum ersten Mal von der DKMS hörte. Damals besuchte er das Wacken Open Air (W:O:A), das weltweit größte Heavy-Metal-Festival. Die DKMS hatte dort erstmals einen Registrierungsstand. Mehr als 2.650 Personen ließen sich dabei in die Datei aufnehmen. Auch Hans zögerte nicht. „Ich dachte mir, ich helfe schon seit vielen Jahren bei der freiwilligen Feuerwehr – da mache ich das einfach auch noch.“
Lange hörte der Sohn eines Landwirtes aus Schenefeld bei Hamburg anschließend nichts von der DKMS. Doch dann gab es – leider, in diesem Fall – einen erneuten Berührungspunkt. „Meine kleine Schwester Paula erkrankte 2017 an Blutkrebs. Sie war erst 16 Jahre alt, auf dem Weg zum Abitur. Doch plötzlich war nichts mehr, wie es war. Die Diagnose hat der ganzen Familie den Boden unter den Füßen weggezogen.“
Gemeinsam mit Freunden, Bekannten und ganz besonders mithilfe der Freiwilligen Feuerwehr Schenefeld, in der Hans bis heute aktiv ist und in der Paula zu Jugendfeuerwehrzeiten Mitglied war, stellten Paulas Familie und die DKMS eine Registrierungsaktion auf die Beine. Mit großem Erfolg: 3.048 Personen ließen sich im Mai 2017 im Rahmen dieser Aktion als potenzielle Stammzellspender:innen registrieren. 20 von ihnen haben bis heute Patientinnen und Patienten irgendwo auf der Welt eine zweite Lebenschance ermöglicht.
Auch Paula fand im weltweiten Suchlauf ihr passendes Match. Heute geht es der inzwischen 21-Jährigen gut. „Zwar hat sie Probleme mit den Knien und den Hüftknochen, die auf die Behandlung zurückgehen. Aber wir sehen es als Luxussorgen und freuen uns so sehr über die Zeit, die Paula durch die Stammzellspende geschenkt bekommen hat“, sagt ihr Bruder.
Gegen Ende des Jahres 2021, der 27-Jährige befand sich gerade auf einer Reserveübung der Bundeswehr, klingelte sein Handy. Es war eine Mitarbeiterin der DKMS, die fragte, ob Hans noch immer als Spender zur Verfügung stünde. Seine Gewebemerkmale passten zu einem Erkrankten irgendwo auf der Welt.
„Das war für mich ein sehr emotionaler Moment“, erzählt Hans. „Jetzt konnte ich derjenige Mensch sein, den meine Schwester und unsere gesamte Familie einige Jahre zuvor so dringend gesucht hatten. Sofort kamen die Erinnerungen wieder hoch, wie sehr Paula gelitten hatte. Ich musste nicht überlegen, ob ich das mache. Ich dachte nur: Super, jetzt gebe ich noch mal was zurück!“
Ein paar Tage vor der Spende meldete sich ein guter Freund bei ihm – mit aufregenden Nachrichten: Er war in der näheren Auswahl als Stammzellspender und berichtete Hans, dass er in wenigen Tagen nach Dresden zur Voruntersuchung reisen würde. „Wie es der Zufall so wollte, war es derselbe Tag, an dem ich meine Stammzellen spenden sollte.“ Und so fuhren die Freunde gemeinsam aus dem Norden nach Dresden. „Die Spende selbst verlief problemlos. Danach war ich ziemlich erschöpft, aber nach einer Woche war ich wieder topfit.“
Dass erneut einer „ihrer“ Registrierten eine zweite Lebenschance schenken durfte, darüber freute sich auch das Wacken-Team. Seit der ersten Aktion 2014, als die Erkrankung der Tochter des leider mittlerweile verstorbenen Wacken-Produktionsleiters Anlass und Auftakt für das enorme und nachhaltige Engagement der Metalfans war, haben sich mehr als 11.000 Menschen in die DKMS aufnehmen lassen. 66 von ihnen haben bereits Stammzellen gespendet.
Leider erhielt Hans kürzlich die Nachricht, dass sein Empfänger es nicht geschafft habe. Und auch wenn ihn dies traurig stimmt, weiß er, dass sein Einsatz einer Familie Hoffnung geschenkt hat – und wertvolle Zeit.
Viele weitere Patientinnen und Patienten suchen noch ihr passendes Match. So zum Beispiel Matthias, genannt Matten, aus Alveslohe. Der Vater zweier kleiner Kinder (zwei Jahre und sechs Monate alt) hat Blutkrebs und kann nur mithilfe einer Stammzellspende überleben. Eine Registrierung geht einfach und unkompliziert per Wangenabstrich von zu Hause aus. Sets können hier angefordert werden: dkms.de/matthias.
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