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28. September 2021, News in Spender & Patienten

Sören begegnet seinem Lebensretter

Junger Mann unternimmt die emotionalste Reise seines Lebens

2018 erkrankt der damals 26-jährige Sören aus Hannover an Blutkrebs. Nur ein:e passende:r Stammzellspender:in kann sein Leben retten. Zwei Jahre später lernt er den Menschen kennen, der ihm eine zweite Chance auf Leben geschenkt hat: ein 47-jähriger Lehrer aus Dänemark. Gemeinsam mit seinem Vater macht sich Sören auf den Weg. Mit Motorrädern fahren sie in den Norden Dänemarks, um dort Sörens Lebensretter kennenzulernen. Es wird eine Reise, die sie nie vergessen werden.

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    Sören mit Spender Hans in Dänemark.

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    Sören und Spender Hans in Dänemark

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    Sören mit Papa und Spender Hans

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Sören hat gerade seine erste Stelle als Informatiker im Öffentlichen Dienst angetreten, da quälen ihn unerwartet extreme Rückschmerzen. Der junge Mann ist außerdem Diabetiker. Plötzlich spielen auch seine sonst so stabilen Blutzuckerwerte verrückt. Als an einem Wochenende Rückenschmerzen und Blutzuckerwerte außer Kontrolle zu geraten scheinen, zieht Sörens Freundin die Reißleine und ruft einen Rettungswagen. Jetzt geht alles Schlag auf Schlag: viele Untersuchungen folgen, dann die vollkommen unerwartete Diagnose: Sören hat Blutkrebs! Sofort steht fest: nur ein:e passend:er Stammzellspender:in kann sein Leben retten. Eine zermürbende Zeit des Wartens beginnt. Dann endlich die erlösende Nachricht: es ist ein Spender gefunden. Doch die Erleichterung währt nur kurz: der Spender springt ab. „Ich stand vollkommen unter Schock. Ich dachte, das sei jetzt mein Todesurteil“, erinnert sich Sören. Doch er hat Glück. Kurze Zeit später teilen ihm die Ärzte mit, dass ein zweiter Spender bereitstehe. „Diese Freude und diese unfassbare Erleichterung kann man nicht in Worten beschreiben. Plötzlich hatte ich wieder eine Chance zu Überleben. Ich hätte heulen können vor Freude“, erzählt Sören.

Am 06. Juli 2018 wird er transplantiert. Vierzehn Tage scheint alles gut zu gehen, dann plötzlich setzen Nebenwirkungen ein. „Mein Zustand verschlechterte sich dramatisch. Ich hatte die heftigsten Abstoßungsreaktionen, die man sich vorstellen kann. Abgesehen von extremen Schmerzen lösten sich alle Schleimhäute auf, mir floss das Blut aus dem Mund, ich wurde künstlich ernährt, ich sah aus wie der Tod auf zwei Beinen.“ Doch Sören kämpft wie ein Löwe. Nach vier Wochen wird er entlassen – unter der Bedingung, dass seine Mutter sich rund um die Uhr um ihn kümmert. „In dem Monat im Krankenhaus nach der Transplantation hatte ich jegliches Gefühl von Raum und Zeit verloren. Ich war auch zum Zeitpunkt meiner Entlassung immer noch ein absoluter Pflegefall. Dank meiner großartigen Mutter konnte ich auch seelisch wieder gesund werden. Das war wichtig in dieser Zeit, denn die Krankheit hat mich an meine Grenzen gebracht. Ich befand in einem wirklich tiefen Loch.“ Sörens Familie gibt alles. Sie pflegen ihn und stehen im bei. Und langsam geht es wieder bergauf. Sören schöpft neue Hoffnung, es dauert weitere vier Wochen bis er in seine eigene Wohnung zurückkehrt, dann beginnt die berufliche Eingliederung. Doch schnell merkt er, dass er nicht mehr die mentale und körperliche Kraft hat, den beruflichen Stress durchzustehen. Er wechselt den Arbeitgeber, der ihm ermöglicht, behutsamer mit seiner Krankheit umzugehen. Sören findet wieder ins Leben zurück.

Zwei Jahre später: Sören ist fit, liebt das Leben, schaut nach vorne. Weil die anonyme Sperrfrist zum Spender nach zwei Jahren aufgehoben wird, erkundigt sich Sören nach den Kontaktdaten seines Spenders und schreibt ihm eine Email. „Ich habe unendlich lange mit mir gerungen. Es gab einfach keine Worte dafür, die meine Dankbarkeit hätten ausdrücken können. Nichts schien mir angemessen. Ohne ihn würde es mich heute nicht mehr geben. Ein Danke reicht da nicht aus. Auch kein tausendfaches Danke. Irgendwie bleibt man hilflos zurück“, erinnert sich Sören. Nach der ersten Email heißt es warten. Wer verbirgt sich hinter seinem Spender? Kurze Zeit später dann die lang ersehnte Rückmeldung. Sie kommt von Hans, 47 Jahre, einem Physik-, Musik- und Geschichtslehrer aus Skive, einer kleinen Stadt im Norden Dänemarks. Schon zu Beginn reift ein Gedanke bei Sören und seinem Vater: Gemeinsam möchten sie Hans besuchen, ihn in die Arme nehmen und spüren, dass es ihn wirklich gibt. Hans freut sich und sagt sofort zu.

Am 08. September starten beide mit dem Motorrad Richtung Norden, übernachten in Flensburg, machen daraus auch einen Vater-Sohn-Trip, der beiden einfach guttut. Einen Tag später kommen sie in Skive an. Sören ist aufgeregt, sein Herz in Aufruhr. Und dann sehen sie sich endlich zum ersten Mal: Sören, der ehemalige Blutkrebspatient und Hans, sein Retter. Sie schauen sich an, nehmen sich in die Arme und sagen – nichts. Fünf lange Minute schweigen sie. Weil Hans im Garten ein Barbecue vorbereitet hat, stehen sie jetzt gemeinsam in der Küche und bereiten einen Salat vor. Noch immer schweigen sie – zu groß sind die Emotionen. Schließlich versuchen sie sich auf neutraler Ebene zu unterhalten. „Ich brauchte zunächst diese etwas unverbindlichen Sätze, um mich ein wenig zu stabilisieren, sonst wäre ich wahrscheinlich durchgehend in Tränen ausgebrochen“, berichtet Sören im Rückblick. Dann allmählich lockert sich die Anspannung. Sören, sein Vater, Hans und seine Frau tauschen sich über alles aus, was sie in den letzten beiden Jahre bewegt hat.

Hans wurde vor vielen Jahren bei einer Blutspende gefragt, ob er auch bereit sei, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. Das hat er getan und sich damals nicht viel dabei gedacht. Heute sitzt er neben Sören, dem Menschen, dem er mit dieser kleinen Entscheidung das Leben gerettet hat. Vier Tage verbringen sie gemeinsam, Sören und Hans lieben die Natur, sind viel unterwegs, machen Ausflüge mit dem Motorrad „Mir ist diese Zeit sehr nahe gegangen. Die Verbindung zu Hans ist bis heute innig und vertraut, wir schreiben oder telefonieren fast täglich. Er ist mein genetischer Zwilling und es fühlt sich tatsächlich an wie Familie“, beschreibt Sören das Verhältnis. Vor dem ersten Treffen hat sich Sören immer wieder gefragt, welches symbolische Zeichen die ausreichende Kraft haben könnte, seine tiefe Dankbarkeit auszudrücken. Denn immer wieder dieser Gedanke: Ohne Hans wäre ich tot. Sören und sein Vater beschließen, für Hans eine Kette nachmachen zu lassen, die Sörens Vater selbst seit vielen Jahren um den Hals trägt. Mit dieser Kette signalisiert er, dass er jetzt zwei Söhne hat. Und Sören einen Bruder.

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