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26. Oktober 2020, News in Spender & Patienten

„Ich wurde überflutet von Emotionen“

Angehende Bundespolizistin Emel Altinok spendet gleich drei Mal für Blutkrebspatientin und ruft zum Mitmachen auf

Emel Altinok ist eine zielstrebige Frau. Nach ihrer Ausbildung im Einzelhandel verfolgte sie weiter ihren Traum, Polizistin zu werden. Als Beamtin auf Widerruf durchläuft Altinok derzeit die Ausbildung zur Bundespolizistin. Und auch, als die 26-Jährige vor zwei Jahren als Stammzellspenderin in Frage kommt, muss Altinok nicht überlegen. Sie sagt umgehend zu und spendet ihrem genetischen Zwilling Stammzellen und danach noch zwei Mal Lymphozyten. Im Interview mit der DKMS spricht Emel Altinok über ihre Gefühle bei der Stammzellspende, emotionale Momente und ihre tiefe Verbundenheit zu einem Menschen, den sie nicht kennenlernen kann.

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    Frau Altinok im Gespräch mit Herrn Dr. Romann

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    Der Präsident des Bundespolizeipräsidiums, Dr. Dieter Romann, bedankt sich bei [...]

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    Präsident Dr. Romann, Karsten Meier (DKMS), Dirk Krake (Bundespolizeiaus- und [...]

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    ACAB = ALL COPS ARE BEAUTIFUL.

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Frau Altinok, wo haben Sie sich registrieren lassen?
Ich erinnere mich gut, das war im März 2015 in Köln. Damals wurde für ein Kleinkind ein passender Stammzellspender gesucht. Die Registrierung ging sehr schnell und unkompliziert. Danach habe ich zwar immer wieder mal an die DKMS gedacht. Aber ich hätte nie damit gerechnet, dass ich dann wirklich mal Stammzellen spenden würde.

Wie haben Sie davon erfahren, dass Sie als Stammzellspenderin in Frage kommen?
Im August 2018 kam die erste Nachricht in Form einer SMS. Ich dachte erst, dass es eine Werbenachricht ist. Ich hab das am Anfang ehrlich gesagt nicht ernst genommen. Dann kam die gleiche Nachricht als Mail und dachte ich mir: Ok, da ist was! Ich habe mich dann telefonisch bei der DKMS gemeldet und nach dem Telefonat ging es eigentlich ruck zuck. Es wurde beim Hausarzt ein Termin vereinbart für eine Blutentnahme und anschließend kam auch das Ergebnis, das ich wirklich in Frage käme. Danach folgte dann schon der Termin für eine Voruntersuchung in Köln.

Was war Ihr erster Gedanke, als Sie realisiert haben, dass Sie nun tatsächlich einem Menschen helfen können? Was haben Sie empfunden?
Es hat mich emotional tief berührt. Ich wurde überflutet mit Emotionen – das kann ich gar nicht in Wort fassen. Einem Menschen das Leben retten zu können und zu dürfen ist etwas, das sehr selten vorkommt. Dass ich die auserwählte Person bin, ausgerechnet ich, damit habe ich nicht gerechnet.

Würden Sie sagen, dass die Stammzellspende besonders war?
Da bei mir eine periphere Entnahme geplant war, habe ich mir ein paar Tage ein Präparat zur Mobilisierung der Stammzellen gespritzt. Mein Körper hat darauf überdurchschnittlich gut reagiert, was aber auch Nebenwirkungen wie Gliederschmerzen mit sich brachte.

Während der Spende ging es mir nicht durchgehend gut, aber die gute Betreuung bei CELLEX hat alles wett gemacht. Und ich habe mir immer gesagt: „Ich habe das jetzt angefangen und bringe das auch zu Ende. Irgendwo wartet eine Patientin auf meine Stammzellen!“

War Ihnen klar, dass die Patientin vielleicht erneut Ihre Hilfe braucht?
Das wurde mir gleich zu Beginn des Verfahrens erklärt. Als Spenderin war ich automatisch für zwei Jahre für genau diese Patientin gesperrt, um bei Bedarf noch einmal zu spenden. Direkt nach meiner Stammzellspende habe ich mich natürlich erstmal erkundigt, wie es ihr geht. Und Mitte April kam dann von der DKMS die Anfrage, ob ich bereit wäre, „meiner Patientin“ Lymphozyten zu spenden.

Was waren Ihre Gedanken, als Sie dann gespendet hatten?
Ich hatte Angst davor, eine Todesnachricht zu erhalten. Ich kenne die Person zwar nicht, aber mich würde es unendlich traurig machen, zu erfahren, dass die Patientin es nicht geschafft hat. Somit wäre auch meine Hilfe mehr oder weniger umsonst gewesen.

Zu besonderen Tagen erinnere ich mich immer an die Empfängerin meiner Stammzellen – an Weihnachten, Neujahr und natürlich an den Tag meiner Spende. Der Gedanke macht mich sehr glücklich, dass diese Person jetzt all diese Tage auch erleben darf.

Jetzt haben Sie ein drittes Mal gespendet, wieder Lymphozyten. Das ist auch nicht so gewöhnlich. Was waren Ihre Gedanken, als die wir Sie erneut kontaktiert haben?
Daran kann ich mich sehr gut erinnern, das war der 14. Juli. Ich war im Dienst und war gerade mit der Erstellung eines Berichts beschäftigt. Mein Handy klingelte und mein Kollege sagte sofort, dass ich den Anruf annehmen solle. Eigentlich hatte ich mich erkundigen wollen, wie es meiner Patientin zu Corona-Zeiten gehen würde. Doch der Anruf der DKMS diente der Frage, ob ich erneut Lymphozyten spenden könnte. Die Frage stellte sich mir gar nicht – ich habe sofort zugesagt. Und die DKMS-Mitarbeiterin war sehr erfreut darüber, dass ich das ein drittes Mal machen würde. Und dann ging es weiter mit der Blutentnahme der Voruntersuchung.

Sie haben für eine niederländische Patientin gespendet. Aufgrund der gesetzlichen Situation können Sie sich nicht kennenlernen. Wie denken Sie darüber?
Ja klar das beschäftigt mich sehr. Am Anfang der Spende hat es mich noch mehr beschäftigt. Aber mittlerweile überlasse ich es dem Schicksal. Vielleicht ergibt sich ja was und wir dürfen uns doch kennenlernen. Darüber würde ich mich sehr freuen. Ich würde gerne die Person kennenlernen. Ich finde es sehr bedauerlich, dass mir die Entscheidung genommen wird.

Was würden Sie Menschen sagen, warum sie sich registrieren lassen sollen?
Nachdem ich mich informiert habe, was die Patienten durchmachen vor allem nach der Stammzellspende ist das gar nichts im Vergleich zu dem, was der Spender vielleicht erlebt. Wenn man spendet ist nichts dagegen, was die Patienten durchmachen. Und das, was man als Spender durchmacht ist ja vorübergehend und man hilft damit einem Menschen. Gibt jemandem die Möglichkeit, weiterzuleben. Darüber sollte man eigentlich nicht nachdenken und ich empfehle es jedem, sich registrieren zu lassen, denn es könnte auch jeden treffen.

Sie sind frisch verheiratet, haben einen tollen Menschen an Ihrer Seite. Wenn Sie dann an Ihre Stammzellempfängerin denken, was fühlen Sie?
Ja, also vielleicht klingt das für manche übertrieben aber es fühlt sich an, als hätte ich ein Kind. Ich selbst habe kein Kind aber ich habe irgendwo ein Teil von mir, so fühlt sich das für mich an.

Gibt es noch einen Gedanken, den Sie dringend los werden möchtest, vielleicht auch für Ihre Kolleg:innen?
Natürlich möchte ich alle Menschen, insbesondere auch meine Kolleginnen und Kollegen, motivieren, sich zu registrieren und anderen zu helfen. Wir sind gesund, wir können das, wir dürfen das. Und wieso nicht? Es steht nichts im Wege. Würde ich nochmal angefragt werden, ich würde sofort wieder Stammzellen spenden.

Vielen Dank für das Interview!

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