„Meine Lebensretterin!“
In Karlsruhe traf Elke (58) ihre Stammzellspenderin Franziska (25)
„Meine Lebensretterin!“ ruft Elke, als sie Franziska zum ersten Mal in die Arme schließt. Dann füllen sich ihre Augen mit Tränen. Studentin Franziska Nickl (25) aus Eislingen bei Stuttgart hat der ehemaligen Blutkrebspatientin (58) aus der Pfalz mit ihrer Stammzellspende das Leben gerettet. Nach Ablauf der zweijährigen Anonymitätsfrist sind sich die beiden Frauen nun zum ersten Mal begegnet.
Die Sonne strahlt von einem stahlblauen Himmel, als sich ein ganz besonderes Paar jüngst in Karlsruhe kennenlernt: Elke Lambert, geheilte Blutkrebspatientin, trifft ihre Lebensretterin Franziska Nickl. Elke hat ihre Tochter mitgebracht, Franziska wird von ihrer Mutter begleitet. Für alle vier ist es ein äußerst emotionaler Moment. „Ich dachte nur, ich darf sie endlich kennenlernen“, erzählt Elke. „Diesen Menschen, der mein Leben gerettet hat.“
Rückblick: Im Jahr 2016 erhielt Elke aus Kirrweiler in der Pfalz die erschütternde Diagnose Leukämie. Blutkrebs! Schon eine ganze Weile zuvor hatte sich die zweifache Mutter schlecht gefühlt. Sie war schwach, hatte viele blaue Flecken. Drei Tage, nachdem sie eine Kur wegen ihrer Colitis ulcerosa angetreten hatte, ging es Elke so miserabel, dass sie in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. Eine Knochenmarkpunktion brachte Gewissheit – AML, akute myeloische Leukämie. „Ich habe meiner Tochter geschrieben: Ich habe Leukämie, ich werde sterben“, erzählt Elke. Sie erhielt eine Chemotherapie, nach der es ihr zunächst besser ging.
Doch im Sommer 2019 ist der Krebs zurück – Elke braucht nun zum Überleben eine Stammzellspende. In der Datenbank der DKMS findet sich ein perfektes Match: Franziska, damals 23 Jahre alt. Als sie gefragt wird, ob sie als Stammzellspenderin zur Verfügung steht, ist sie erst seit kurzer Zeit registriert. Die Eislingerin zögert nicht: „Ich habe mich gefreut, dass ich einem anderen Menschen eine zweite Chance geben kann. Aber natürlich fragt man sich die ganze Zeit, an wen die Spende wohl gehen wird.“
Sie sei sehr aufgeregt gewesen, als sie den ersten anonymen Brief von ihrer Empfängerin erhalten habe. Später schreiben sich die beiden regelmäßig. Kürzlich ist dann der große Moment gekommen – das erste Treffen in Karlsruhe. „Ich war nervös“, sagt Franziska. „Eine Person zu treffen, der man das Leben gerettet hat, die man aber nicht kennt, war sehr spannend!“
„Meine Familie und ich sind Franziska so unendlich dankbar“, schwärmt Elke von ihrer Lebensretterin. „Als ich damals hörte, es gebe einen Treffer in der Datenbank, dachte ich: Oh mein Gott, ich darf vielleicht weiterleben. Heute bin ich jeden Tag dankbar, dass ich leben darf. Ich habe zwei Wünsche: Dass ich nie wieder ein Rezidiv bekomme – und dass ich meine Enkelin aufwachsen sehen darf!“ So oft sie kann, verbringt Elke nun Zeit mit ihrem Mann, den beiden erwachsenen Töchtern oder Enkelin Emely. Sie liest gern, spielt Brettspiele oder genießt von ihrer Terrasse aus ihren Garten.
Die Stammzellspende sei eine „tolle Chance, einem anderen Menschen zu helfen“, findet Franziska, die dieses Semester ihr Masterstudium beenden wird. „Wenn es dazu kommen sollte, dass ich noch einmal für eine Spende in Frage komme, würde ich dies ohne nachzudenken machen!“