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13. Februar 2023, News in Organisation & Transparenz

Weltkinderkrebstag: Experten-Interview

Krebstherapie: Große Fortschritte bei Kindern und Jugendlichen

Blutkrebs ist die häufigste Krebsart bei Kindern. Wie groß sind die Heilungschancen der kleinen Patient:innen, welche Rolle spielt dabei die Stammzelltransplantation und wer kann Stammzellspender:in werden? Das und mehr erläutert Professor Dr. Peter Bader, Leiter des Bereichs Stammzelltransplantation, Immunologie und Intensivmedizin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt.

  • Prof. Dr. Bader, Uniklinikum Frankfurt

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    Prof. Dr. Bader, Uniklinikum Frankfurt

    Professor Dr. Peter Bader leitet den Bereich Stammzelltransplantation, [...]

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  • Blutkrebs ändert alles

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    Blutkrebs ändert alles

    Im Januar erhielt Ida die schockierende Diagnose: akute myeloische Leukämie. [...]

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Herr Professor Bader, wie hoch sind die Überlebenschancen für Kinder mit Blutkrebs?

In den vergangenen Jahrzehnten gab es bei der Behandlung der meisten bösartigen Erkrankungen, die bei Kindern und Jugendlichen auftreten, große Fortschritte. Gerade bei der akuten lymphatischen Leukämie (ALL), der häufigsten bösartigen Erkrankung dieser Altersgruppe, ist dies eindrucksvoll gelungen. Mittlerweile können bis zu 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit dieser Diagnose geheilt werden. Für eine bestimmte Hochrisikogruppe dieser Erkrankung ist für eine endgültige Heilung eine allogene Stammzelltransplantation notwendig. Die Betroffenen sind also darauf angewiesen, einen passenden Stammzellspender zu finden.

Wie viele Kinder benötigen jährlich in Deutschland eine Stammzelltransplantation? 

In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 650 Kinder und Jugendliche an einer ALL. Nur diejenigen, die an Höchstrisikoformen der Leukämie leiden, erhalten schon im Rahmen der Erstbehandlung eine allogene Stammzelltransplantation. Das sind in Deutschland etwa 40 Patienten pro Jahr. Bei allen anderen wenden die Ärzte zunächst andere Therapieformen, insbesondere die Chemotherapie, an. Erleiden die Patienten einen Rückfall, was bei etwa 10-15 Prozent von ihnen der Fall ist, dann ist bei den meisten von ihnen eine Stammzelltransplantation auch für sie die einzige Chance auf Überleben und Heilung.

Wie groß sind die Überlebens- und Heilungschancen für Kinder bei einer Stammzelltransplantation?

Auch im Bereich der Stammzelltransplantation wurden in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt. Gelingt es, einen passenden Spender zu finden, so können heutzutage bis zu 80 Prozent der Patienten mit ALL durch eine Stammzelltransplantation geheilt werden.

Unterscheidet sich die Stammzelltransplantation eines Kindes von der eines Erwachsenen?

Eigentlich nicht, allerdings scheinen die kindlichen Leukämien etwas besser auf die bei der Transplantation eingesetzte Strahlen-Chemotherapie anzusprechen als bei Erwachsenen. Auch verträgt ein kindlicher Organismus die Therapie insgesamt etwas besser.

Müssen Spender:innen, die für Kinder spenden, besondere Voraussetzungen mitbringen, also zum Beispiel besonders jung sein?

Nein, die Voraussetzungen, um für ein Kind oder einen Erwachsenen zu spenden, sind gleich. In der Regel sollten Spender jünger als 55 Jahre und insgesamt gesund sein.

Es gibt ja zwei Verfahren, die bei einer Stammzellspende zum Einsatz kommen können: die Knochenmarkentnahme (nur 10% der Fälle) und die periphere Stammzellentnahme (90% der Fälle). Warum ist eine Knochenmarkentnahme etwas häufiger gefragt, wenn die Stammzellspende an ein Kind geht?

Bei einer Knochenmarkentnahme für eine Stammzelltransplantation sind in der Regel etwas weniger Stammzellen zu finden, als dies bei einer Stammzellspende aus dem peripheren Blut der Fall ist. Bei letzterer werden die Stammzellen fünf Tage lang durch ein Medikament mobilisiert, sodass anschließend im peripheren Blut eine ausreichende Menge vorhanden ist. Dies ist vor allem bei größeren und schwereren Patienten von Vorteil. Allerdings sind bei einer peripheren Stammzellspende auch mehr T-Zellen im Transplantat. Deswegen ist das Risiko, eine Graft-versus-Host-Disease zu entwickeln, bei einer Transplantation mit peripheren Stammzellen etwas höher. Die Graft-versus-Host-Disease ist eine gefährliche und manchmal tödlich ausgehende Abstoßungsreaktion. Im Kindesalter reichen die Stammzellen aus einer Knochenmarkspende eigentlich immer aus, um ein Anwachsen des Transplantates zu ermöglichen. Indem Ärzte für ihren kleinen Patienten eine Knochenmarkspende bevorzugen, verringern sie also das Risiko, dass dieser an einer GvHD erkrankt.

 

Aufruf der DKMS zum Weltkinderkrebstag:

Jede Registrierung als potenzielle Stammzellspenderin oder potenzieller Stammzellspender hilft, die Überlebens- und Heilungschancen von Blutkrebspatient:innen zu verbessern: Einfach unter www.dkms.de ein Registrierungsset bestellen, mit den darin enthaltenen „Wattestäbchen“ einen Wangenabstrich machen und sie im bereits vorfrankierten Umschlag in den nächsten Briefkasten stecken. Jede und jeder Einzelne zählt und kann vielleicht schon bald zum Lebensretter werden.

 

93.000 Erkrankungen – Blutkrebs ist die häufigste Krebsart bei Kindern! Lesen Sie auch unsere Pressemitteilung zum Weltkinderkrebstag.

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