Corona Verdacht entpuppte sich als akute Leukämie
Nach Stammzelltransplantation startet Alexander wieder durch
Reisen und Wandern – das sind Alexanders große Leidenschaften. Der 34-Jährige aus Staufen in der Nähe von Freiburg im Breisgau ist gerne unterwegs, entdeckt die Natur und lernt fremde Kulturen kennen. Dabei ist der Weg in die Ferne für ihn alles andere als selbstverständlich. Klinikaufenthalte begleiten ihn schon sein ganzes Leben. Seit seiner Geburt hat er Leberprobleme. 2005 muss er sich schließlich mit nur 17 Jahren in Hamburg einer Organtransplantation unterziehen, die er zum Glück gut übersteht und von der sich Alexander in den folgenden Jahren ohne große bleibende Schäden erholt. Das Leben geht zunächst seinen normalen Weg, Alexander macht seinen Schulabschluss und absolviert seine Ausbildung zum Chemielaborant.
Bis er sich Anfang 2021 – mitten in der Corona-Pandemie – immer schlapper und abgeschlagen fühlt. „Ich habe zuerst gedacht, dass mich Corona erwischt hätte“, erinnert sich Alexander, der in der Pandemie aufgrund seiner Vorerkrankungen besonders vorsichtig war und Kontakte versucht hat, weitestgehend zu vermeiden. „Aus Vorsicht habe ich mich mehrfach beim Hausarzt testen lassen. Nach drei negativen Tests dämmerte mir aber bereits: Da stimmt etwas nicht – Corona scheint es wohl nicht zu sein.“
Seine Vorahnung sollte sich bewahrheiten. Schnell stellt sich bei Alexanders Hausarzt der Verdacht auf eine andere Erkrankung ein. „Er schickte mich angesichts meiner Abgeschlagenheit in die Uniklinik Freiburg“, erklärt Alexander. Nach einer Blutabnahme und vier Stunden in der Klinik steht die Diagnose fest: Akute Myeloische Leukämie! „Das war für mich heftig. Durch meine Vorerkrankungen bin ich Krankenhausaufenthalte ja gewohnt, aber diese Diagnose traf mich trotzdem erst einmal wie ein Schlag.“ Doch Alexander bleibt optimistisch. „Nachdem ich den ersten Schock überstanden hatte, war es wirklich eine Erleichterung. Denn nun wusste ich, gegen was ich ankämpfen muss und konnte mich darauf einstellen. Für die Ziele, die ich mir selbst gesetzt habe, bin ich bereit, alles zu geben.“
Abenteuerlust und Fernweh wecken den Kämpfergeist
Ein ganz besonderes Ziel hatten sich Alexander und seine Freundin Jennifer gesetzt. Die beiden wollen mindestens ein halbes Jahr im Ausland verbringen. Ihr Ziel: Thailand, Singapur oder Vietnam. „Dort waren wir in den Jahren davor schon zwei Mal unterwegs und uns haben die Natur, die Menschen und die Kultur fasziniert. Auch die Unabhängigkeit zu erreichen von dem, was man hier so hat – das wollten wir gerne noch einmal länger an einem Stück erleben“, sagt Alexander. Nachdem dieser Herzenswunsch zuerst wegen Corona und nun wegen seiner Blutkrebserkrankung nicht in Erfüllung ging ist für ihn klar: Ich nehme die Herausforderung an und werde wieder gesund. Es folgen Chemotherapien, die gut verlaufen, bis die erlösende Nachricht kommt: Eine passende Spende ist gefunden worden – in einer Nachuntersuchung stellt sich sein kleiner Bruder als Volltreffer heraus. Die Stammzellen werden Alexander am 11. Mai 2021 transplantiert, ab August ist er wieder zuhause und das Leben läuft etwas normaler ab.
Seinen Traum von den Fernreisen hat Alexander nicht aufgegeben – trotz gesundheitlicher Hürden. Und im Rahmen des World Blood Cancer Day hat er an alle Menschen da draußen einen besonderen Appell: „Sich bei der DKMS zu registrieren ist ganz einfach und schnell erledigt. Es ist weniger als die meisten Routineuntersuchung“, erklärt Alexander. „Nicht jeder kann eine Stammzellspende von seinen Geschwistern erhalten, so wie ich. Viele sind auf Fremdspender:innen wie euch angewiesen. Daher: Bitte, registriert euch und werdet so vielleicht zum Lebensretter oder zur Lebensretterin.“