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26. Mai 2021, News in Spender & Patienten

Im DKMS Talk: Patientin Vanessa kurz vor dem Treffen mit ihrem Lebensretter

„Ich freue mich seit unserem ersten anonymen Briefkontakt auf meinen Superhelden!“

Dank einer Stammzellspende erhielt die 29-jährige Vanessa aus Stuttgart eine neue Lebenschance. Seit der Transplantation steht sie mit ihrem „Superhelden“ in regelmäßigem anonymem Briefkontakt und freut sich auf ein persönliches Kennenlernen. Dieses erste Treffen ist jetzt endlich möglich und die Aufregung entsprechend groß. Das DKMS-Redaktionsteam hat vorab mit der jungen Frau gesprochen. Beide werden darüber hinaus am 28. Mai 2021 bei der virtuellen DKMS Geburtstagsshow aus dem Cafe Moskau dabei sein und im Gespräch mit Moderator Matthias Killing von ihrem großen Tag berichten. Die Show startet um 19:30 Uhr und ist auf www.dkms.de/30jahre zu sehen.

  • Vor der Erkrankung

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    Vor der Erkrankung

    Vanessa im Florida-Urlaub

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  • Alle Daumen hoch für Vanessa

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    Alle Daumen hoch für Vanessa

    Dieses Plüschschaf bekam sie von Freunden zur Aufmunterung geschenkt

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  • Während der Therapie

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    Während der Therapie

    Vanessa in der Klinik

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  • Vanessa mit E-Gitarre

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    Vanessa mit E-Gitarre

    Nach der Therapie begann sie damit, zu spielen

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  • Just married

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    Just married

    Vanessa und ihr Ehemann

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  • Powerfrau Vanessa

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    Powerfrau Vanessa

    Die 29-Jährige erhielt eine Stammzellspende

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  • 50 Kilometer auf dem Rad

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    50 Kilometer auf dem Rad

    Vanessa im April 2021

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Im Oktober 2018 erhielt Vanessa die Diagnose Leukämie. Es war ein Sonntag, kurz nach meinem 27. Geburtstag. Ich lag auf unserer Couch, und mir ging es schlecht. Alles tat weh. Mein ganzer Körper fühlte sich nicht mehr gesund an. Also bat ich in meiner Verzweiflung meinen Freund, mich ins nächste Krankenhaus zu fahren.“

Dort angekommen, nahm man ihr in der Notaufnahme Blut ab und überwies sie in die Innere Medizin. „Direkt am nächsten Tag wurde eine Knochenmarkpunktion gemacht, und die Ärzte teilten mir mit, dass ich Leukämie hätte“, erinnert sie sich. Noch am selben Tag wurde sie in ein anderes Krankenhaus verlegt – das Diakonie-Klinikum Stuttgart.

Sofort startete die Behandlung mit einer Hochdosis-Chemotherapie, mehrere Blöcke folgten, und Vanessa kämpfte. Im März 2019 ereilte sie eine weitere Schocknachricht – der Krebs war zurück. Schnell wurde klar, dass eine Stammzelltransplantation die einzige Chance auf Heilung sein würde. Im Mai 2019 fand die Transplantation statt. Was sie zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste: Es handelte sich bei ihrem Spender um einen dreißigjährigen Norddeutschen, der damals keine Sekunde zögerte, als sein Einsatz gefragt war. Mittlerweile stehen die beiden in regelmäßigem anonymem Briefkontakt und freuen sich schon sehr, sich endlich auch persönlich kennenlernen zu können.

Liebe Vanessa, wann war klar, dass du eine Stammzellspende benötigst?

Nach einem halben Jahr Chemotherapie kam das Rezidiv. Von der geplanten Reha und von unseren Urlaubsträumen konnten wir uns wieder verabschieden. Die Leukämie oder „Elfriede“, wie ich sie liebevoll getauft hatte, war wieder da. Stärker und komplizierter als zuvor. Sie war nicht mehr im Knochenmark, sondern in meiner Haut.

Welche Gedanken gingen dir da durch den Kopf? Wie haben Familie, Freunde reagiert?

Das war ein erneuter heftiger Tiefschlag. Mein Umfeld und ich waren total schockiert über diese Nachricht, da die Chancen auf Heilung und damit auf Überleben mehr als schlecht waren. Ich war nach dem halben Jahr Chemo schon sehr müde und ausgelaugt. Meine Emotionen kann ich bis heute noch nicht in Worte fassen. Das war, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Und das ist noch sehr milde ausgedrückt. Ich war so jung und wurde in den vergangenen Monaten so oft mit dem Tod konfrontiert. Womit hatte ich das verdient? Da die Chancen für mein Überleben bei nur zehn Prozent lagen, brauchte ich einen Motivationsschub. Mein heutiger Ehemann hat mir drei Tage nach Bekanntgabe des Rezidivs am 1. April 2019 einen Heiratsantrag gemacht. Auch wenn es zwischendurch wirklich schwer fiel, positiv zu bleiben, wollte ich unbedingt weiter ums Überleben kämpfen.

Welche Erinnerungen hast du an die Transplantation?

Für die Ärzte war das nur ein Beutel „Blut“ – für mich hing alles daran. Ich hatte wahnsinnige Angst, gepaart mit ganz viel Hoffnung auf die Chance auf ein zweites Leben. Die ganze Zeit bedeutete für mich eine emotionale Achterbahnfahrt. Ich habe es noch bildlich vor mir, wie wir, also meine Eltern, zwei Krankenschwestern und die Ärztin und ich, mit alkoholfreiem Sekt angestoßen haben. Das bleibt unvergessen. Das war schon sehr aufregend. Diesen Tag feiere ich wie meinen Geburtstag.

Wie war die Zeit danach für dich?

Als ich noch im Krankenhaus lag, hofften wir, also die Ärzte, Pfleger, Familie, Freunde und ich, dass mein Körper die neuen Stammzellen gut annehmen und nicht abstoßen würde. Es hat rund zwei Wochen gedauert, aber dann kamen endlich meine neuen Leukos in Fahrt. Das war ein sehr gutes Zeichen. Im Juni 2019 durfte ich endlich die Station verlassen und nach Hause fahren. Das erste Jahr nach der Transplantation war sehr anstrengend. Anfangs habe ich täglich 32 Tabletten nehmen müssen – und zwar zu festgelegten Uhrzeiten. Das wurde aber mit der Zeit weniger. Heute komme ich ohne Tabletten aus. Mittlerweile darf ich auch wieder alles essen und trinken, was ich mag. Damit habe ich ein ganz großes Stück Lebensqualität zurückerhalten. Seit März 2020 arbeite ich wieder. Um genau zu sein: seit Beginn der Corona-Pandemie. Seither erledige ich meine Arbeit im Homeoffice. Aufgrund meiner noch bestehenden Immunschwäche bleibt mir nichts anderes übrig, denn ich zähle zu den Hochrisikogruppen.

Da ich schon immer wahnsinnig viel Sport gemacht habe und ich mich persönlich als Stehaufmännchen und furchtbar stur bezeichnen würde, bewege ich mich so viel wie möglich. Mittlerweile jogge und fahre ich wieder Mountainbike. Auch ein zweifacher Beinbruch, den ich mir im September 2020 beim Radeln im Wald zugezogen habe, hält mich nicht auf.

Gab es ein besonderes Highlight für dich?

Ja, das gab es. Am 1. Oktober 2020 haben wir standesamtlich geheiratet. Eigentlich wollten wir das ja schon ganz groß im Sommer durchziehen, auch mit einer kirchlichen Trauung. Ich hatte hier in Stuttgart sogar die Kapelle vom Schloss Solitude gebucht. Aber Corona hat uns da leider einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Bist du schon neugierig auf deinen Spender?

Und wie! Ich freue mich seit unserem ersten anonymen Briefkontakt auf meinen Superhelden. Ich bin so froh darüber, dass es ein gegenseitiges Interesse am Kennenlernen gibt. Es ist mein Herzenswunsch, mich bei ihm oder ihr persönlich zu bedanken.

Du stehst jetzt zwei Jahre nach der Transplantation – und das mitten in Zeiten einer Pandemie. Passt du besonders auf dich auf, beunruhigt dich die Situation, oder hat sich dadurch dein Alltag verändert?

Für mich persönlich gelten die AHA-Regeln seit der ersten Chemotherapie. Heute, zwei Jahre nach der Transplantation, dürfte ich eigentlich alles tun – wie andere Menschen auch. Im März wurde ich geimpft. Im April folgte die 2. Impfung. Ich bin der Forschung sehr dankbar für den Impfstoff. Die Angst, eine Transplantation zu überleben und dann an einer Corona-Infektion zu sterben, war schon sehr präsent. Die Impfung hat mir diese Angst genommen.

Man muss die Situation so hinnehmen, wie sie ist. Es kommen auch wieder bessere Zeiten. Da bin ich mir sicher. Gesundheit ist das Kostbarste, was wir haben. Und die gilt es zu schützen. Das wurde mir erst bewusst, als die Diagnose kam. Vorher war das immer sehr selbstverständlich für mich. Man muss das Leben so feiern, wie es kommt, und optimistisch bleiben. Keine Krise ist so schlecht, dass sie nicht etwas Positives hat. Oder wie Oscar Wilde schon sagte: „Am Ende wird alles gut, und wenn es noch nicht gut ist, ist es nicht das Ende!“

Hast du Pläne für die Zukunft?

Oh ja – die habe ich in der Tat! Mein Ehemann und ich wollen unsere Hochzeitsreise nachholen, sobald es möglich ist. Zudem darf ich im Oktober meinen 30. Geburtstag feiern. Das würde ich gerne in großer Runde tun. Ich bin optimistisch, dass das bis dahin wieder geht – gerne auch mit meinem Stammzellenspender oder meiner Spenderin. Denn ohne ihn oder sie würde ich heute nicht mehr leben.

Unser Plan – und ich denke, dass ich auch im Namen meines Spenders spreche – ist es, anderen Menschen Mut zu machen. Bleibt zuversichtlich! Kämpft! Auch wenn es schwerfällt. Es lohnt sich! Definitiv! Wir würden uns sehr wünschen, dass noch mehr Leute dem „Club des Lebens“ beitreten, um Krebserkrankten eine zweite Lebenschance zu schenken.

Mehr zu Vanessas Geschichte gibt es auf hier auf unserem DKMS Blog.

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